Dresden – Die gerichtliche Entscheidung zur Entlassung von Serge Dorny als Intendant der Semperoper Dresden ist vertagt worden. Dornys Anwalt sowie der Rechtsbeistand des Landes Sachsen haben bis zum 3. Juli die Möglichkeit, Stellungnahmen zu diversen Dokumenten einzureichen und auf entsprechende Darstellungen der Gegenseite zu reagieren. Richter Stephan Schmitt warb am Dienstag noch einmal für einen Gütetermin. Die Zivilkammer am Dresdner Landgericht hat zu klären, ob Dornys außerordentliche Kündigung rechtens ist. Dorny selbst war nicht anwesend.
Der Belgier war im Februar 2014 – sechs Monate vor seinem geplanten Amtsantritt in Dresden – entlassen worden. Laut Kunstministerium hatte Dorny, der mit einem Vorbereitungsvertrag schon in Dresden arbeitete, Vertrauen in kürzester Zeit verspielt. Dorny sah sich dagegen als Opfer eines Kompetenzgerangels mit Chefdirigent Christian Thielemann. Das Gericht muss prüfen, ob die vom Land vorgegebenen Gründe für eine Kündigung des Intendantenvertrages und des Vorbereitungsvertrages ausreichten. Um die Höhe einer Abfindung geht es nicht.
Dorny sollte als Nachfolger der im Sommer 2012 gestorbenen Semperoper-Intendantin Ulrike Hessler wirken und fünf Jahre lang insgesamt rund 1,5 Millionen Euro erhalten. Sein Anwalt Ernesto Loh machte am Dienstag erneut geltend, dass Dorny in Dresden ein Dreisparten-Haus führen und nicht nur für Oper und Ballett verantwortlich zeichnen wollte. Dorny habe nicht gewollt, dass die Staatskapelle als Orchester der Oper unter Thielemann ein komplettes Eigenleben führe, sagte er.
Nach Darstellung des Freistaates hat Dorny entsprechende Klauseln zu Rechten in Thielemanns eigenem Vertrag gekannt. Doch dann habe Dorny der damaligen Kunstministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) mit immer neuen Forderungen die Pistole auf die Brust gesetzt und selbst mit fristloser Kündigung gedroht. Richter Schmitt fragte folgerichtig, warum der Freistaat dann nicht Dornys Kündigung einfach abwartete. Nach Aussagen von Anwalt Marc Steffek habe man nicht davon ausgehen können, dass Dorny seine Ankündigung wahr macht.
Mit dem Vorschlag nach einem Gütetermin konnte sich der Richter Schmitt am Dienstag noch nicht durchsetzen. Loh war im Namen Dornys dazu bereit. Das Land Sachsen will vor Prüfung eines Vergleichs erst wissen, was Dorny als Intendant in Lyon verdient. Denn die Gelder müssten im Fall einer Abfindung verrechnet werden. Dorny wollte seinerzeit aus seiner Anstellung in Lyon nach Dresden wechseln, hat dann aber sein Amt in der französischen Stadt behalten. Der Richter bat beide Seiten, einen Gütetermin im Auge zu behalten.
(dpa/MH)
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