Peter Theiler: Chef mit kooperativem Führungsstil – Ab 2018 Intendant der Dresdner Semperoper

07. Juli 2015 - 19:10 Uhr

Nürnberg/Dresden – Peter Theiler gilt als offener und kommunikativer Chef. Mitarbeiter sagen über den Intendanten des Nürnberger Staatstheaters und Operndirektor, er pflege einen persönlichen Umgang mit seinen Leuten und versuche, sie schnell kennenzulernen. Zugleich sei er ein starker und präsenter Intendant, der sich immer als oberster Repräsentant seines Hauses gefühlt habe, betont die Nürnberger Kulturreferentin Julia Lehner. Zu Beginn der Saison 2018/19 soll Theiler als Intendant an die Semperoper in Dresden wechseln.

Peter Theiler

Peter Theiler

Vor sieben Jahren holte ihn Lehner nach Franken und findet, damit eine glückliche Hand bewiesen zu haben. Die Zusammenarbeit mit Theiler sei stets angenehm, er sei immer positiv und entgegenkommend. Der 59-Jährige gilt als hervorragender Netzwerker, der gern und viel mit Menschen im Gespräch ist und auch engen Kontakt mit der Wirtschaft pflegt. Sein kooperativer Führungsstil könnte Theiler auf seinem neuen Posten an der Dresdner Semperoper zugutekommen: In der Zusammenarbeit mit dem als selbst- und machtbewusst geltenden Chefdirigenten Christian Thielemann.

Beim Publikum in Nürnberg kam die Arbeit des Schweizers an: Die Auslastungszahlen am größten Dreispartenhaus in Bayern stiegen während seiner Zeit kontinuierlich. Und auch die überregionale Wahrnehmung des Hauses vergrößerte sich – namhafte Regisseure wie der Spanier Calixto Bieito sind mittlerweile gern in Nürnberg zu Gast. Vor zehn Jahren wäre das noch kaum denkbar gewesen.

Theiler war unermüdlich um Kooperationen mit anderen europäischen Bühnen bemüht. Er wollte dem Nürnberger Theater das Provinz-Image nehmen und es im Kreise großer Häuser etablieren. Ein Indiz für seinen Erfolg: Bei den Premieren der Neuinszenierung von Wagners "Ring des Nibelungen" saßen plötzlich 40 Kritiker im Zuschauerraum – statt wie bisher 15. Er habe hier exzellente Arbeit geleistet, sagte der bayerische Kunstminister Ludwig Spaenle (CSU): "Das Haus hat in seiner Zeit einen enormen Aufschwung erlebt."

Auch bei der Auswahl seines künstlerischen Personals bewies Theiler Geschick. Unter seiner Ägide kam etwa Ballettdirektor Goyo Montero nach Franken – für viele ein Glücksgriff, gerade für das junge Publikum. Seine Kritiker dagegen sagen, Theiler habe keine großen Innovationen in Nürnberg vollbracht. Und unter seiner großen Liebe zum Tanz- und Musiktheater habe gelegentlich das Schauspiel gelitten.

Bei der Zusammenstellung der Spielpläne setzte Theiler auf eine Mischung aus Bewährtem und eher Unbekanntem. Opern wir "La Bohème", "Carmen" und "Don Giovanni" brauche man im Repertoire, um bestimmte Sänger im Ensemble halten zu können, sagte er kürzlich. Gleichzeitig ist es ihm ein Anliegen, neue und unbekannte Stücke zu zeigen und junge Talente etwa in der Regie zu fördern. "Ich fühle mich verpflichtet, dem Nachwuchs eine Chance zu geben", sagt er.

Semperoper

Semperoper

Und wenn Theiler in Nürnberg – einst Stadt der Nazi-Reichsparteitage – Wagner oder Strauss auf den Spielplan setzte, folgten darauf stets Komponisten, die auf dem Index der Nationalsozialisten standen. Eine besondere Vorliebe hat der 59-Jährige zudem für die französische Oper. Auf eigene Inszenierungen verzichtete Theiler; die künstlerische Leitung lag während seiner Intendanz in den Händen seines Stellvertreters Johann Casimir Eule.

Der in Basel geborene Theiler hat Literaturwissenschaft und Geschichte studiert. 2008 kam er vom "Musiktheater im Revier" in Gelsenkirchen nach Nürnberg. In seine Nürnberger Zeit fiel die Sanierung des Schauspielhauses, die ohne große Probleme über die Bühne ging. Er setzte sich zudem für die dringend nötige Sanierung des Opernhauses samt neuem Konzertsaal als Ausweichspielstätte ein. Dieses Projekt muss nun jedoch sein Nachfolger zu Ende bringen.

(Von Cathérine Simon, dpa/MH)

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http://www.semperoper.de

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