Lübeck – Das 30. Schleswig-Holstein Musik Festival hat offiziell begonnen. Beim Eröffnungskonzert am Sonntagabend in Lübeck wurden das NDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Thomas Hengelbrock und der Pianist Piotr Anderszewski vom Publikum stürmisch gefeiert. "Die Menschen im Land fiebern dem Festival entgegen, jetzt geht es endlich los", sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig zur Eröffnung.
Er erinnerte mit Blick auf Flüchtlinge und mögliche Vorbehalte an die völkerverbindende Kraft der Musik und des gemeinsamen Musizierens. "Angst vor dem Fremden macht unsere Herzen kalt. Musik ist das beste Mittel, diese Angst zu vertreiben", sagte Albig.
Der polnische Pianist Anderszewski verzauberte die Zuhörer als Solist in Mozarts c-Moll-Klavierkonzert. Im zweiten Teil des Abends zogen die poetischen Klangfantasien von Johannes Brahms' zweiter Symphonie das Publikum in ihren Bann. Der Applaus wollte kein Ende nehmen und schwoll noch einmal an, als Hengelbrock sich mitten zwischen die Orchestermusiker stellte.
In den nächsten sieben Wochen bis zum 30. August sind 178 Konzerte in Schleswig-Holstein, Hamburg und Süddänemark geplant. Im Mittelpunkt des Festivals steht der Komponist Peter Tschaikowsky (1840-1893). Den brachte Festivalintendant Christian Kuhnt bei seiner Eröffnungsansprache auf die Bühne – in Form einer lebensgroßen Fotografie. "Als Tschaikowsky 1888 Lübeck besuchte, kam er genau an dieser Stelle an. Denn wo heute die Musik- und Kongresshalle steht, befand sich damals der Lübecker Hauptbahnhof", sagte Kuhnt.
Das Programm der Eröffnungskonzerte sei eine Gegenüberstellung der beiden Pole in Tschaikowskys musikalischem Empfinden, sagte der Intendant. "Der Russe Peter Tschaikowsky konnte mit der Musik des Norddeutschen Johannes Brahms wenig anfangen, sie war ihm innerlich fremd. Sein 'Gott' war Mozart, wie er in seinem Tagebuch schrieb", sagte er.
Das Künstlerporträt ist dem jungen Percussionisten Martin Grubinger (32) gewidmet. Er wird 16 Konzerte geben, darunter eine große "Percussion-Party" in der Kieler Sparkassenarena und eine Bearbeitung von Tschaikowskys Ballett "Der Nussknacker" für Schlagwerk und zwei Klaviere. "Ein Percussionist als Porträt-Künstler erscheint mir besonders passend, schließlich ist vor wenigen Monaten mit Günter Grass der größte Blechtrommler Deutschlands gestorben", sagte Albig.
(Von Eva-Maria Mester, dpa/MH)
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