Münchner Konzertsaal auf einer Industriebrache? – Minister präsentiert Standortpläne

14. Juli 2015 - 15:57 Uhr

München – Seit Jahren hoffen Münchens Musikfreunde und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf einen neuen Konzertsaal. 2018 soll er fertig sein, aber wo wird er gebaut? Zuletzt schien es, als hätten sich Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und Kunstminister Ludwig Spaenle auf das frühere Werksgelände der Kartoffelpüree-Firma Pfanni festgelegt. Am Dienstag präsentierte der Minister seine Vorstellungen im Kabinett.

Pfanni-Areal München Ostbahnhof

Pfanni-Areal München Ostbahnhof

Pfanni-Erbe Werner Eckart ist mit seiner Firma OTEC KG gerade dabei, dem noch ziemlich unattraktiven Areal am Münchner Ostbahnhof ein neues Gesicht zu geben. Er plant Wohnungen, Hotels und Künstlerateliers, will auch einen Teil der dort seit Jahren beheimateten Bars und Clubs erhalten sowie die beliebte Kletterhalle im früheren Kartoffelmehl-Silo.

Nach Spaenles Worten sollen nun aber doch noch einmal fünf mögliche Standorte eingehend unter die Lupe genommen werden: der Apothekenhof in der Münchner Residenz, das Eissportzentrum im Olympiapark, der sogenannte Finanzgarten, die Paketposthalle und eben das Werksviertel Ostbahnhof. Bis Herbst soll die Prüfung abgeschlossen sein. Dann soll der Ministerrat eine "verbindliche Entscheidung" fällen. Spaenle nennt erstmals einen Realisierungstermin für den neuen Saal – das Jahr 2018. Was angesichts der bisherigen Debatte ambitioniert erscheint. Aber im Herbst 2018 wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. Und vielleicht hofft Seehofer ja, sich mit dem Kulturbau ein Denkmal zu setzen.

Auf jeden Fall zählt das Werksgelände am Ostbahnhof zu den Standort-Favoriten. Für einen Konzertsaal wäre jedenfalls noch Platz. Die Überplanung des Areals inklusive einer Tiefgarage mit 2000 Plätzen sei weit fortgeschritten, die Realisierungschancen für einen Konzertsaal seien groß, sagt ein OTEC-Sprecher. "Das passt alles gut zu einem Konzertsaalprojekt."

Etwas stiller war es um eine andere Lösung geworden, die Spaenle nach dem Scheitern der – von Seehofer und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter favorisierten – gemeinsamen Nutzung der Philharmonie im Gasteig-Kulturzentrum durch Münchner Philharmoniker und BR-Symphonieorchester aus dem Hut gezogen hatte. Zusammen mit Münchens Bürgermeister Josef Schmid hatte der Minister das Areal der maroden Eissporthalle im Olympiapark gegenüber der BMW-Welt als Konzertsaalstandort angepeilt. Zunächst müsste allerdings eine neue Eissporthalle gebaut werden. Das dürfte dauern.

Ganz neu im Rennen ist die Paketposthalle. Eine Münchner Investorengruppe hatte vergangene Woche spektakuläre Pläne vorgestellt, wie die 1969 fertiggestellte Riesenhalle östlich des Hauptbahnhofs in eine "Musikstadt" verwandelt werden könnte. Den Konzertsaal wollen die Investoren unter das gewaltige Dach der denkmalgeschützten Betonkonstruktion schieben und versprechen sich davon für die Musikstadt München eine "einmalige Chance". Verhandlungen mit der Post, die zunächst ihr Briefzentrum verlagern müsste, seien weit fortgeschritten, hieß es.

Die BR-Symphoniker hängen immer noch am zentral und prominent gelegenen Finanzgarten hinter dem Landwirtschaftsministerium an der Ludwigstraße. Gegen dieses Areal teils mit alten Bäumen hatte sich heftiger Widerstand von Seiten der Naturschützer formiert. BR-Orchestermanager Nikolaus Pont sprach sich dafür aus, den Standort "doch endlich vernünftig zu prüfen", was jetzt wohl geschehen soll. Er ließ aber durchblicken, dass sich das Orchester auch mit den anderen Varianten anfreunden könne, wenn es denn nun endlich vorangehe. Wäre die Nachbarschaft wirklich so unpassend? Warum nicht Klassik neben Club? Die Münchner Philharmoniker haben schon mit neuen, jugendgerechteren Konzertformaten in sogenannten Off-Locations experimentiert. Mit beachtlichem Erfolg.

(Von Georg Etscheit, dpa/MH)

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http://www.br-so.de
http://www.mphil.de

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