Von Elke Elsen (25, Flötistin aus Belgien, Teilnehmerin der SommerMusikAkademie Schloss Hundisburg 2015)
Die Flöte habe ich mit acht Jahren entdeckt und mich sofort in das Instrument verliebt. Studiert habe ich an den Musikhochschulen in Brüssel, Antwerpen und Tilburg in den Niederlanden. Zur Zeit mache ich viele Projekte mit Quer- und Piccoloflöte in Belgien und im Ausland. Ich bin 25 Jahre alt und versuche, meinen Weg im Leben zu finden, was nicht immer leicht ist. Aber je mehr Musik ich mache, desto klarer wird mir, dass es das ist, was mich wirklich glücklich macht und meine Seele berührt. Und was ist wunderbarer, als dieses Gefühl zu teilen mit Leuten aus der ganzen Welt, die die gleiche Leidenschaft für Musik haben, die gleiche Sucht, die gleiche Energie?
Das Konzertprogramm der 23. SommerMusikAkademie Schloss Hundisburg war absolut göttlich: "Egmont"-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven, Konzertstück für vier Hörner von Robert Schumann und Anton Bruckers 7. Symphonie. Natürlich verlangt diese Musik jede Menge harter Arbeit, um auf einem anständigen Niveau aufgeführt werden zu können, und das wäre niemals möglich gewesen ohne die herausragende Leitung von Johannes Klumpp. Ich kann ernsthaft sagen, dass er der beste Dirigent ist, mit dem ich je gearbeitet habe. Er hörte, fühlte, tanzte, atmete die Musik und brachte uns dazu, sie ebenso zu fühlen, sodass die Musik wirklich von unseren Herzen kam. Das Ergebnis waren drei fantastische Konzerte mit einer Bruckner 7, die mich tief berührt hat.
Die Atmosphäre in den Proben und Konzerten war ebenfalls einzigartig: Wir spielten in einer Scheune! Und in diesem Jahr bekamen wir Gesellschaft von einem Nest voller Vogelbabys, die lautstark ihre Anwesenheit bezeugten. Ich glaube, jeder Teilnehmer der diesjährigen SMA wird Bruckner 7 nun immer mit Vogelgezwitscher verbinden …
Auch die Wandelkonzerte waren für mich sehr besonders. Ich hatte die Möglichkeit, den 1. Satz von Antonio Vivaldis Konzert für Piccoloflöte zu spielen, das ein sehr wichtiges Stück im Piccolo-Repertoire ist. Ich hatte es noch nie mit einem Streichorchester aufgeführt und es war eine aufregende Erfahrung für mich. Der Weg dahin war allerdings nicht ganz einfach – die Kammermusikproben waren im Stundenplan nicht vorgegeben, also mussten wir sie selbst organisieren. Aber natürlich wollte jeder auch den See erkunden, für sich üben, einen Mittagsschlaf halten – die Partys am Abend waren ausgelassen, wie man sich unschwer vorstellen kann -, sodass es nicht leicht war, gemeinsame Probenzeit zu finden.
Wir hatten auch keine Dozenten, die uns den Weg in das Kammermusikstück erleichtert hätten. In einer Runde professioneller MusikerInnen sollte das eigentlich auch nicht nötig sein, aber ich kann versichern: Viele starke Persönlichkeiten zusammen in einer Gruppe kann sehr explosiv sein! Am Ende hatten wir viel Spaß miteinander, und dieses Werk mit einem Streichorchester aufzuführen war eine spannende und Freude bringende Erfahrung für mich.
In den letzten Jahren habe ich an vielen Akademien und Festivals teilgenommen, aber die SMA Schloss Hundisburg war meine erste Akademie in Deutschland. Und siehe da, was sie über die Deutschen sagen, stimmt absolut: Sie sind die besten Organisatoren! Alles war professionell vorbereitet und wir hatten den Luxus, unseren Aufenthalt nur noch genießen zu müssen. Was mir auch sehr wichtig war: Sogar das Essen war wirklich gut. (Ja, als Belgierin hatte ich Angst vor dem deutschen Essen und ich muss zugeben, dass ich ziemlich viele Kekse in meinem Koffer hatte – von denen viele überlebt haben.)
Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich an der SommerMusikAkademie teilnehmen durfte. Das Niveau war unglaublich hoch, die MusikerInnen waren hervorragend und das Schlossanwesen und die Stimmung machten die zehn Tage zu einem wahrgewordenen Traum. Ich werde diesen Sommer nicht vergessen.
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