Freiheit, die aus harter Arbeit resultiert

31. August 2015 - 10:04 Uhr

Von Raisa Zapryanova (27, Bratscherin aus Bulgarien, Teilnehmerin der SommerMusikAkademie Schloss Hundisburg 2015)

Es ist eine Art soziales Experiment: 63 junge Musikerinnen und Musiker aus über 20 Ländern verbringen zwölf Tage in einem abgelegenen Schloss in Sachsen-Anhalt. Unterschiedlichste englische Akzente, Modestile, kulinarische Vorlieben und vor allem musikalische Hintergründe und Auffassungen sollen zu einem Organismus zusammenwachsen.

Raisa Zapryanova

Raisa Zapryanova

Ich erinnere mich an unsere leicht nervösen Stimmen, als wir uns am ersten Abend gegenseitig vorstellten – und an die dramatischen Abschiedsszenen am letzten Tag. Ich erinnere mich an die konzentrierte Stille des Konzertpublikums in der umgebauten Scheune und an seine stehenden Ovationen bei unserem Abschlusskonzert. Viele der Zuhörer hatten davor kaum ein klassisches Konzert live erlebt – und folgten nun einer einstündigen Bruckner-Symphonie, als wäre sie ein Theaterstück. Hundisburg war gelungen! Wie?

Das Festival verlief reibungslos und war mit Sorgfalt und Hingabe organisiert. Die Veranstalter antizipierten und kümmerten sich um die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen. Die Orchestermitglieder waren handverlesen. Die Stimmführer waren Musiker, von denen man sehr viel lernen konnte. Die wunderschöne, friedvolle Umgebung von Schloss Hundisburg und die eingeschränkte Internetverbindung boten einen idyllischen Rahmen für konzentriertes Arbeiten (und stimmungsvolles Grillen). Das Repertoire erforderte Biss und war äußerst bereichernd: Beethovens "Egmont"-Ouvertüre, Schumanns Konzertstück für vier Hörner und Bruckners 7. Symphonie.

Und dann das Wichtigste – die inspirierende Leitung von Johannes Klumpp. Teilnehmer, die Jahr für Jahr wiederkommen, sagten mir vor der ersten Probe lächelnd: "Warte ab und sieh selbst!" Es wurde schnell klar: Johannes probte mit großer Detailkenntnis und setzte die Orchesterstrukturen liebevoll und gezielt zusammen – um dann anschließend auf der Bühne etwas sich entfalten zu lassen, eine Umarmung des Augenblicks, gemeinsam atmend mit dem Publikum … Er verlieh uns Musikern Selbstständigkeit und wir fühlten die Freiheit, die nur aus harter Arbeit resultieren kann.

Ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns Hundisburgern, ob Musiker oder Zuhörer, jemals wieder Bruckners 7. Symphonie ohne Gänsehaut hören kann.

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Bruckners 7. Symphonie mit Vogelgezwitscher (Von Elke Elsen)

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