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Berlin (MH) – Die Oper Frankfurt und das Nationaltheater Mannheim teilen sich den Titel "Opernhaus des Jahres" 2015. Die beiden Häuser wurden in einer Umfrage unter 50 Musikkritikern in Europa und den USA am häufigsten genannt, wie die Zeitschrift "Opernwelt" am Mittwoch in Berlin mitteilte. Die Kritiker würdigten die konsequente Entwicklung der eigenen Ensembles durch die Intendanten Bernd Loebe (Frankfurt) und Klaus-Peter Kehr (Mannheim) sowie eine Spielplangestaltung beider Häuser, die sich zwischen Tradition und Innovation bewege.
Das Nationaltheater Mannheim wurde zudem für die "Uraufführung des Jahres" ausgezeichnet, die Alptraum-Oper "Esame di mezzanotte" der italienischen Komponistin Lucia Ronchetti. Weitere "starke Stücke" der Spielzeit 2014/15 sind nach Ansicht der Kritiker Beat Furrers Künstleroper "la bianca notte", die an der Hamburgischen Staatsoper uraufgeführt wurde, und Pascal Dusapins Kleist-Stück "Penthesilea" am Brüsseler Théâtre Royal La Monnaie.
Sowohl die "Wiederentdeckung des Jahres" als auch die "Aufführung des Jahres" konnte die Oper Stuttgart für sich verbuchen: Unter dem Titel "Berenike, Königin von Armenien" brachten Jossi Wieler und Sergio Morabito ein Hauptwerk des Stuttgarter Hofkapellmeisters Niccolò Jommelli (1714-1774) auf die Bühne. Und Andrea Breth inszenierte Wolfgang Rihms Kammeroper "Jakob Lenz".
Für seine Interpretation der Titelpartie in "Jakob Lenz" wurde der Bariton Georg Nigl als "Sänger des Jahres" ausgezeichnet. "Sängerin des Jahres" ist zum dritten Mal nach 2004 und 2010 die Sopranistin Marlis Petersen, diesmal für ihre "rückhaltlose Hingabe" als Alban Bergs "Lulu" an der Bayerischen Staatsoper. Deren Generalmusikdirektor Kirill Petrenko erhielt zum vierten Mal den Titel "Dirigent des Jahres". Das Bayerische Staatsorchester wurde – wie schon 2014 – "Orchester des Jahres". "Chor des Jahres" sind die Chorsolisten der Komischen Oper Berlin.
Zur "Nachwuchskünstlerin des Jahres" wählten die Kritiker Elena Sancho Pereg. Die baskische Sopranistin ist seit der Saison 2014/15 Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein, wo sie als Zerbinetta in Richard Strauss' "Ariadne auf Naxos" einen gefeierten Einstand gab.
Als "Regisseur des Jahres" wird Hans Neuenfels ausgezeichnet, vor allem für seine erste Puccini-Arbeit "Manon Lescaut" in München", aber auch seine "Ariadne"-Inszenierung an der Berliner Staatsoper. "Bühnenbildner des Jahres" wurde Philip Stölzl für seine von der Ästhetik der Graphic Novels inspirierten Guckkästen, in denen er bei den Salzburger Osterfestspielen "Cavalleria rusticana" und Pagliacci" spielen ließ. "Kostümbildner des Jahres" ist Gianluca Falaschi mit seinen Zirkusbarock-Kreationen in Lydia Steiers Inszenierung von Pascal Duaspins Oper "Perelà" am Staatstheater Mainz.
Das "Ärgernis des Jahres" sahen die Kritiker rund um die Bayreuther Festspiele – vom angeblichen "Hügelverbot" für die bisherige Co-Chefin Eva Wagner Pasquier über undurchsichtige Besetzungsänderungen bis zu Missständen in den Bayreuther Archiven.
Mit dem Titel "CD des Jahres" wurde auch die zweite Produktion des Mozart/Da Ponte-Zyklus von Teodor Currentzis und seinem Orchester MusicAeterna gewürdigt: "Così fan tutte" (Sony Classical). Im Vorjahr war "Le nozze di Figaro" ausgezeichnet worden. "Buch des Jahres" ist der Gesprächsband "Halb Worte sind’s, halb Melodie" von Christian Gerhaher und Vera Baur (Henschel/Bärenreiter).
(wa)
Mehr zu diesem Thema:
"Opernhaus des Jahres" in Frankfurt und Mannheim (30.09.2015 – 10:19 Uhr)
Link:
http://www.kultiversum.de/opernwelt
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