Stuttgart – Mit knallharten Bezügen zur Gegenwart des islamistischen Terrors hat die Staatsoper in Stuttgart eine neue Version der Oper "Salome" von Richard Strauss aufgeführt. Das Premierenpublikum belohnte die Arbeit des russischen Kultregisseurs Kirill Serebrennikow am Sonntagabend mit intensivem Applaus.
Der 46-Jährige siedelte die Geschichte um die grausame Prinzessin Salome im Konflikt der Religionen an. Einzelne grollende Stimmen gingen in der Begeisterung und den Bravo-Rufen unter. Besonders die sichere musikalische Leitung von Roland Kluttig, die Solisten Simone Schneider in der Titelpartie und Matthias Klink als ihr Stiefvater Herodes beeindruckten.
Serebrennikow zeigt seine eiskalte Salome, die den Gefangenen Jochanaan begehrt, in einer von Wohlstand verwöhnten Welt. Hier wachsen islamistische Einflüsse. Zu sehen sind etwa auch Videos blutiger Gewaltexzesse radikaler Islamisten.
Seinen Jochanaan stellt der Regisseur als islamischen Propheten dar und trennt von Anfang an dessen Stimme (Iain Paterson) und Körper. Der junge Schauspieler Yasin El Harrouk, der selbst arabische Wurzeln hat, verkörpert ihn. Mit Todeslust lässt sich Salome seinen (Jochanaans) Kopf bringen.
Das Konzept, die Handlung in einen islamischen Kontext einzubetten, ist mehr als ein Jahr alt und keine Reaktion auf den Terror in Paris, wie Serebrennikow vorab gesagt hatte. Der Filme- und Theatermacher gehört zu den angesagtesten Künstlern in Russland.
(dpa/MH)
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