Staatskapelle Berlin reist nach Asien – Barenboim: "Konzertbesuch hat in Japan Kult"

23. Januar 2016 - 09:00 Uhr

Berlin/Tokio – Die Berliner Staatskapelle geht am (heutigen) Samstag auf ihre bisher umfangreichste Konzertreise. Erstmals seit acht Jahren gastiert das Orchester unter Dirigent Daniel Barenboim wieder in Fernost. Erste Station der fünfwöchigen Tournee ist das chinesische Shanghai. Anschließend geht es für die Musiker nach Japan.

Staatskapelle Berlin <br />mit Daniel Barenboim

Staatskapelle Berlin
mit Daniel Barenboim

"Das japanische Publikum hört die Musik so still wie vielleicht kein anderes Publikum", sagte Barenboim vorab der Deutschen Presse-Agentur. Schon seit den 1960er Jahren sei er sehr beeindruckt von den Zuhörern in dem Land.

Das Publikum sei sehr konzentriert und respektvoll. "Das ist kein Publikum, das zum Konzert geht, um sich zu amüsieren", sagte der 73-Jährige. "Überhaupt nicht wie hier, wo man auf ein Konzert und dann schön essen geht oder so." Er glaube, der Konzertbesuch habe dort eher etwas von einem Kult. Drei Wochen lang wird die Staatskapelle in Tokio gastieren. Barenboim will alle Sinfonien des österreichischen Komponisten Anton Bruckner (1824-1896) dirigieren.

Was macht dessen Musik besonders? "Bruckner braucht vom Zuhörer eine große Kapazität zur Meditation", sagte Barenboim, der auch als begnadeter Pianist gilt. Für ihn persönlich sei es Musik, die über Jahrhunderte entstanden sei. "Die musikalische Sprache ist aus dem 19. Jahrhundert, post-Wagner. Die Form, die Struktur, ist klassisch barock, also 17. Jahrhundert. Und die Musik hat etwas wie aus dem Mittelalter." Das gebe der Musik eine einzigartige Dimension.

Für die Staatskapelle Berlin ist es nach Angaben einer Sprecherin die umfangreichste Konzertreise ihrer Geschichte. Die Tour wird seit Monaten vorbereitet. Insgesamt 129 Musiker und Instrumente gehen auf Reise. Wegen verschärfter Bestimmungen in China hätten vorab 60 Streichinstrumente und 120 Bögen auf Tropenholz und Elfenbein kontrolliert werden müssen, sagte die Sprecherin der Staatsoper.

2014 hatten die Münchner Philharmoniker wegen solcher Bestimmungen Probleme bei der Einreise in die USA gehabt. Die Staatskapelle ließ nun die Instrumente vorab inspizieren. In Geigenbögen kann etwa Elfenbein verbaut sein. Einige Teile seien ausgebaut worden, sagte die Sprecherin. In wenigen Fällen habe man auf einen Umbau wegen des hohen Antiquitätenwertes verzichtet und eine Bescheinigung beantragt. Diese weise nach, dass die Materialien aus einer Zeit stammten, in der es noch kein Handelsverbot gab.

Für die Staatskapelle ist es die erste Asienreise seit acht Jahren. Seit Oktober laufen die Proben. Barenboim sagte, er sei vor 50 Jahren das erste Mal in Japan gewesen. "Ich bin sehr gerne dort. Es ist mir nur ein wenig weit. Wissen Sie, ich leide an Jetlag." Er freue sich aber sehr. Das japanische Publikum sei spät zur klassischen Musik gekommen. "Aber sie geben den Künstlern das Gefühl, dass sie zu schätzen wissen, dass man vor einer wichtigen Aufgabe steht."

(dpa/MH)

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