München – Eigentlich liegt die Besetzung auf der Hand: Einer der berühmtesten Geiger unserer Zeit spielt den größten Geiger überhaupt. In dem Film "Der Teufelsgeiger" gibt David Garrett den italienischen Virtuosen Niccolò Paganini (1782-1840). 2013 kam der Streifen ins Kino und hatte dort weniger als 140.000 Zuschauer. Am (heutigen) Freitag läuft er im Fernsehen ➜ (20:15 Uhr, Arte).
Regisseur Bernhard Rose inszeniert die Geschichte, bei der er sich nicht sklavisch an die Historie hält, als Aufstieg- und Fall eines frühen Rockstars – mit ganz vielen Anleihen beim guten alten Goethe. Denn Paganini, dem man zu Lebzeiten wegen seiner Fingerfertigkeit auf der Geige einen Pakt mit dem Teufel nachsagte, geht im Film eben diesen ein.
Im Streben um den größtmöglichen Erfolg begibt er sich in die Obhut des diabolischen Urbani (Jared Harris) und wird zum Star, um den sich nicht nur die Musikexperten, sondern auch die Groupies der ersten Stunde reißen. Frauen aller Altersklassen liegen ihm zu Füßen – darunter auch die alternde Sängerin Elisabeth Wells (Veronica Ferres), deren Geliebter John Watson (Christian McKay) Paganini nach London holt und sich dafür hoch verschuldet.
Paganini hat mit seinem ausschweifenden Lebensstil – Verschwendung von Geld und Frauen inklusive – allerdings bereits Schlagzeilen gemacht und damit einige Moralapostel auf den Plan gerufen. Diese Schlagzeilen sind es auch, die Watsons Tochter, die junge und moralisch bis dahin unangreifbare Charlotte (Andrea Deck) auf Abstand zu Paganini gehen lassen, zumindest zunächst.
Es kommt aber, wie es kommen muss: Paganini verliebt sich in die junge, schöne Frau, obwohl – oder weil – sie nicht so verrucht ist wie seine bisherigen Bekanntschaften und ihm auch nicht gleich willenlos zu Füßen liegt. Sie ist das Gretchen in dieser faustischen Geschichte und kann sich irgendwann auch nicht mehr wehren gegen den Charme des Star-Geigers. Rose setzt Garrett dabei gekonnt in Szene – laszive Bad- und Bett-Szenen inklusive.
Das Problem: Garrett ist ein guter Musiker, aber eben kein Schauspieler. Ein paar Schauspielstunden habe er genommen, Regisseur Rose habe aber Bedenken gehabt, zu viele könnten seine Natürlichkeit im Spiel kaputt machen, wie Garrett beim Filmdreh sagte.
Gerade im Vergleich zu dem ansonsten ziemlich starken Schauspiel-Ensemble – allen voran Harris und Deck – muss seine Leistung aber zwangsläufig abfallen. Gestik und Mimik sind überschaubar, die Stimme ist anstrengend monoton. Garrett verleiht dem für Rose ("Mr. Nice", "Boxing Day") ungewöhnlich pathetischen und kitschigen Film damit eine zusätzliche Schwerfälligkeit. Tempo nimmt der "Teufelsgeiger" nur auf, wenn Garrett das tut, was er wirklich gut kann: geigen wie der Teufel.
(Von Britta Schultejans, dpa/MH)
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