Das Reichsorchester

17. November 2011 - 08:36 Uhr

Sonntag, 20. November 2011 / 09:45 – 11:15 Uhr
ARTE

Dokumentation (Deutschland/2010) Die Berliner Philharmoniker blicken auf eine lange Geschichte zurück. In der Dokumentation "Das Reichsorchester" untersuchte Regisseur Enrique Sánchez Lansch erstmals die Rolle des weltberühmten Orchesters in der Zeit des Nationalsozialismus. Wie war es, Mitglied der Berliner Philharmoniker zu sein, als das Orchester umworben war und eingespannt wurde für einen Kulturkampf, der in seinem aggressiven Antisemitismus gegenüber den Musikern und deren Familien nicht haltmachte? Blieb die damalige Philharmonie am Anhalter Bahnhof eine Bastion künstlerischer Selbstbestimmung oder geriet das Orchester unweigerlich in den Griff nationalsozialistischer Propaganda?

Geiger Hans Bastiaan

Die Berliner Philharmoniker selbst haben die Zeit zwischen 1933 und 1945 zu einem Schwerpunktthema ihrer Jubiläumssaison zum 125-jährigen Bestehen 2007 gemacht. Sánchez Lansch nähert sich mit diesem Film zum zweiten Mal und auf ganz andere Weise den Berliner Philharmonikern: War "Rhythm Is It!" aus dem Jahr 2004 die Betrachtung der produktiven Orchestergegenwart und des Engagements für ein soziales Projekt, wirft "Das Reichsorchester" erstmals einen Blick auf die Berliner Philharmoniker während Deutschlands dunkelster zwölf Jahre.

Die Dokumentation sucht nicht "Mitläufer", "Schuldige", "Widerständler" und "innere Emigranten", um sie einem späten Urteil auszusetzen, sondern zeigt in einer Art Innenansicht des Orchesters den manchmal banalen Alltag von Musikern ebenso wie ihre ungeheuerliche Nähe zu Hitler, Goebbels und Göring. Sánchez Lansch verzichtet auf einfache Antworten und nimmt den Zuschauer mit auf eine Expedition in die Abgründe deutscher Zeit- und Kulturgeschichte.

Gestützt auf persönliche Erinnerungen ehemaliger Orchestermitglieder und deren Angehöriger zeichnet die Dokumentation ein umfassendes Bild des "Reichsorchesters" und nimmt den Zuschauer mit auf eine Expedition in die Abgründe deutscher Zeit- und Kulturgeschichte.

Zuvor beschäftigt sich auch der Film

Die zwölf langen Jahre (08:00 – 09:00 Uhr) NDR

mit der Situation von Musikern während der Zeit des "Dritten Reichs".

Ein Programm, das Schauspieler Dominique Horwitz und Geiger Daniel Hope zur MusikTriennale Köln 2010 konzipierten, widmete sich der Gratwanderung zwischen Anpassung und Verweigerung, Propagandakunst und "innerem Exil" unterm Hakenkreuz. Die Dokumentation von Michael Meert nimmt den Faden des Konzerts auf und spiegelt tönende Zeitgeschichte; mit Kompositionen von Karl Amadeus Hartmann, Zigmund Schul, Norbert Schultze und anderen.

(pt/wa)

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