Duisburg – Die Ruhrtriennale wird angesichts der europäischen Flüchtlingskrise in diesem Jahr politisch. Im zweiten Jahr seiner Intendanz will der Niederländer Johan Simons die Bedeutung der Werte "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" ausloten. "Wir können das Nachdenken über unsere Zeit nicht nur Politikern überlassen", sagte Simons (69) am Mittwoch bei der Vorstellung des Programms für das experimentelle Musik-, Theater- und Kunstfestival. Vom 12. August bis 24. September bringt die europaweit renommierte Ruhrtriennale 120 Veranstaltungen mit 32 Produktionen an zahlreichen Orten des Ruhrgebiets heraus, darunter 20 Uraufführungen.
Eröffnet wird das Festival in der Jahrhunderthalle Bochum mit Christoph Willibald Glucks Barockoper "Alceste". Simons führt selbst Regie wie auch bei der Uraufführung der Musiktheaterkreation "Die Fremden" am 2. September. Das Stück basiert auf dem Roman "Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung" von Kamel Daoud. Das Buch ist die Antwort auf Albert Camus' großen Existenzialisten-Roman "Der Fremde", in dem ein namenloser Araber ermordet wird. Simons kombiniert das Theaterstück mit Musik von Mauricio Kagel und György Ligeti. Neu und spektakulär ist die Spielstätte: die Kohlenmischhalle der im Dezember 2015 stillgelegten Zeche Auguste Victoria in Marl.
Rund 47.000 Karten sind für die Veranstaltungen der Ruhrtriennale im Angebot. Bereits zwei Stunden nach Beginn des Vorverkaufs waren 2.000 Tickets am Mittwoch verkauft, sagte Ruhrtriennale-Geschäftsführer Lukas Crepaz.
Spielorte der Ruhrtriennale sind frühere Zechen, Halden und Stahlwerke. Für das Stück "Urban Prayers" ziehen Schauspieler und Musiker aber auch in eine Moschee im Duisburger Problem-Stadtteil Marxloh und Gotteshäuser anderer Religionen. Im Dortmunder Hafen soll inmitten der Container-Verladestationen eine begehbare Kunst-Installation entstehen.
Bekannte Schauspieler und Ensembles sind vertreten. Sandra Hüller spielt in "Die Fremden". Birgit Minichmayr spielt die Hauptrolle in der Uraufführung von Susanne Kennedys multimedialem Ritual "Medea.Matrix". Viele Produktionen sind spartenübergreifend. So führt in dem Kennedy-Stück der Künstler Markus Selg die Co-Regie. Die experimentelle Theatergruppe "Rimini Protokoll" nimmt Besucher mit auf eine Fahrt im Lastwagen zu sieben markanten und entlegenen Orten Duisburgs.
Ungewöhnliche "Klangwelten" versprechen die selten aufgeführten Avantgarde-Musikwerke "Carré" von Karlheinz Stockhausen und "Répons" des im Januar gestorbenen französischen Komponisten Pierre Boulez. In Boulez' Werk umgibt das Publikum das Musikensemble und Solisten sitzen wiederum im Publikum. Das Werk wird zweimal nacheinander gespielt: In der Pause wechseln die Zuschauer die Plätze.
(dpa/MH)
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