Erfurt – Thüringen will bis 2021 seine Förderung für Theater und Orchester um zehn Millionen auf knapp 77 Millionen Euro im Jahr aufstocken. 2016 reiche das Land 66,6 Millionen Euro aus, sagte Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) am Mittwoch zu den Ergebnissen der Gespräche mit Trägern und Häusern. Ziel der monatelangen Debatten war eine Strukturreform, die allen Partnern Perspektiven und Sicherheiten bis 2025 geben soll.
Die Finanzierungsvereinbarungen würden bis Ende 2024 gelten, müssten aber 2021 auf ihre Machbarkeit überprüft werden. Außerdem gebe das Land von 2017 bis 2024 aus dem Gesamthaushalt knapp 22 Millionen Euro für Theaterkooperationen, Investitionen oder Kosten etwa für Abfindungen.
Solche langfristigen Vereinbarungen gebe es derzeit in keinem anderen Bundesland, sagte der Minister. Im Ergebnis werde kein Theater oder Orchester geschlossen. Nicht gelungen sei es allerdings wegen der knappen kommunalen Kassen, künftig in allen Häusern die Mitarbeiter nach Tarif zu bezahlen. Auch würden sich nicht alle Landkreise an der Finanzierung des Theaters in ihrer Region beteiligen.
Seit Anfang 2015 war teils hinter verschlossenen Türen, teils in breiter Öffentlichkeit über das Papier "Perspektive 2025" diskutiert worden. Nun haben die kommunalen Parlamente zu entscheiden, ob sie den Verträgen zustimmen. Die Zeit drängt, Ende 2016 laufen die derzeitigen Landesförderungen aus.
Die größten Veränderungen gibt es für die Orchester Gotha und Eisenach, die 2017 zu einer Philharmonie fusionieren werden. Stadt und Kreis Gotha und die Stadt Eisenach gaben dafür bereits grünes Licht. Der Wartburgkreis knüpft seine Zustimmung jedoch daran, dass der Kreis bei der geplanten Gebietsreform selbstständig bleibt. Der Kreistag entscheidet darüber endgültig am 21. Juni. Ein Nein hätte auch Auswirkungen auf das Weiterbestehen der Thüringen-Philharmonie Gotha, die in diesem Jahr ihr 365. Jubiläum feiert.
Die Theater Eisenach, Rudolstadt, Nordhausen und Meiningen und das fusionierte Orchester werden künftig Produktionen in Schauspiel, Musiktheater und Ballett austauschen. "Wir sind das Haus mit dem größten Abstand zu den Theatertarifen, aber übernehmen die Funktion eines Landestheaters", sagte Rudolstadts Intendant Steffen Mensching. Dies sei aber nur möglich, weil das Land einen Ausgleich etwa für Fahrten zahle.
Erfurt und Weimar sollen ihre Kooperation ausbauen und erhalten dafür jährlich 30.000 Euro extra. Der Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Hasko Weber, pochte auf die Eigenständigkeit beider Häuser. "Ich schließe eine Fusion komplett aus." Alle Debatten dazu schadeten nur und müssten beendet werden.
Beim Theater Altenburg-Gera, dem einzigen Fünfspartenhaus in Thüringen, wird das Staatsballett aufgewertet. So soll es vierwöchige Auftritte im Theater Erfurt geben und Nachwuchs herangebildet werden.
Mehr Geld nach den Verhandlungen bekommt die Jenaer Philharmonie, die die Geraer Musiker verstärken soll. Auch dafür gibt es einen Extrafonds. Auch das Theaterhaus Jena und die von Sachsen und Thüringen getragene Vogtland-Philharmonie haben Sicherheiten für die nächsten Jahre.
Jenas Bürgermeister Albrecht Schröter (SPD) nannte die Strukturreform einen "Etappensieg". Nicht gelöst sei das Problem großer Unterschiede in der Landesförderung für die einzelnen Theaterhäuser. Er halte auch den Ansatz für falsch, Schulden des Landes durch Einschnitte in der Kulturförderung senken zu wollen.
(dpa/MH)
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