Berlin – In der "Barenboim-Said Akademie" in Berlin werden ab Herbst junge Musiker aus der arabischen Welt und Israel gemeinsam studieren. An dem geschützten Ort sollen sie fern von Kriegs- und Krisenalltag zu "Botschaftern des Friedens" ausgebildet werden, sagte der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, Daniel Barenboim, am Freitag bei einer Besichtigung der Baustelle.
Im Wintersemester 2016/17 sollen an der privaten Musikhochschule die ersten 30 Studenten starten, ab 2018/19 sollen es dann bis zu 90 Studenten werden. Ende Juli ziehen die ersten Mitarbeiter in das frühere Kulissendepot der Staatsoper Unter den Linden ein. Für den argentinisch-israelischen Dirigenten und Pianisten ist es ein "Experiment in Utopie".
In einer idealen Welt würde die Akademie im Nahen Osten stehen. Noch immer sei dort das Leben der Menschen von Leid und Ungerechtigkeit gezeichnet. Die Besetzung Palästinas durch Israel habe Niemandem etwas gebracht, sagte Barenboim, der immer wieder die Politik der israelischen Regierung kritisiert hatte, dafür in Israel aber auch selber sehr viel Kritik einstecken musste. Die Akademie sei der Versuch einer Befriedung mit den Mitteln der Musik.
Bei dem Projekt übernimmt der Bund die Betriebskosten, das Auswärtige Amt zahlt Stipendien. Deutschland wolle so einen Beitrag zum Friedensprozess in Nahost leisten, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU).
Nach dem Vorbild des von Barenboim und dem amerikanisch-palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said (1935-2003) gegründeten West-Eastern Divan Orchestra sollen die Studenten im gemeinsamen Musizieren die Grundlagen für gegenseitiges Verständnis legen. Neben dem jeweiligen Instrument erhalten sie Unterricht in Geisteswissenschaften.
Spektakuläres Kernstück der Akademie ist der vom US-Architekten Frank Gehry entworfene Kammermusiksaal mit 620 Plätzen. In dem Saal, der den Namen des Komponisten Pierre Boulez trägt, sollen regelmäßig Konzerte stattfinden. Die erste Saison beginnt am 4. März 2017 mit einem Konzert und einem Festakt.
(dpa/MH)
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