Man stelle sich vor: Der Dirigent kommt auf die Bühne, dreht aber dem Orchester den Rücken zu. Stattdessen dirigiert er das Publikum. Die Zuschauer klatschen, werden auf sein Zeichen leiser und wieder lauter. Dann singt der Dirigent eine Begrüßung: "Gu-ten A-bend!" und es kommt ein vielstimmiges "Gu-ten A-bend!" zurück. So geschehen im Jahre 1981, als Danny Kaye die New Yorker Philharmoniker dirigierte. Einen Mitschnitt dieses Konzerts zeigt die Berliner Philharmonie am Mittwoch in ihrer Filmreihe "Musik bewegt Bilder."
Danny Kaye (1913 – 1987) war einer der ganz großen amerikanischen Schauspieler, Komiker und Sänger. Daneben hatte er auch ein Faible für die klassische Musik. Als Eugene Ormandy ihn Anfang der 60-er Jahre einmal einlud, das Philadelphia Philharmonic Orchestra zu dirigieren, griff er zum Taktstock. Dabei erklärte er, gar keine Noten lesen zu können. Aber Kaye verfügte über eine unglaubliche Musikalität. Seitdem hat er Konzerte mit über 50 Orchestern gegeben, darunter das Boston Symphony und das Los Angeles Symphonic. Über die Jahre hat er mit seinen Dirigaten mehrere Millionen Dollar für wohltätige Zwecke gesammelt. Kaye war unter anderem UNICEF-Botschafter.
Einer seiner letzten Fernsehauftritte war 1981 "An Evening with Danny Kaye and the New York Philharmonic". Diesmal überließ ihm Zubin Mehta den Taktstock, doch Kaye brachte rund 15 Stück in verschiedenen Größen selbst mit. Denn wie immer konnte und wollte er seinen Humor nicht zurückhalten. So charakterisierte er an diesem Abend verschiedenste Dirigentenpersönlichkeiten und -typen auf höchst amüsante Weise: den Senior, der es kaum noch aufs Podium schafft, oder den virtuosen Pultstar, aber auch den Beau, der beim Dirigieren gleichzeitig mit Musikerinnern und Zuhörerinnen flirtet. Zubin Mehta attestierte ihm übrigens einen "sehr effizienten Dirigierstil".
"Live from Lincoln Center: An Evening with Danny Kaye and the New York Philharmonic" ist ein Juwel der Musikpräsentation. Der Film wird am 07. Dezember 2011 um 18:00 Uhr im Hermann-Wolff-Saal der Berliner Philharmonie gezeigt. Eintrittskarten zum Preis von 7,00 Euro sind online erhältlich.
(wa)