Lübeck – Leonard Bernsteins 1971 komponiertes Stück "Mass" handelt von Glaubenszweifeln angesichts von Not und Elend auf der Welt. Der Stoff ist wieder ganz aktuell. Am (heutigen) Freitag hat das Stück am Theater Lübeck Premiere – mit mehr als 100 Mitwirkenden, darunter drei Chöre, ein Kinder- und ein Knabenchor, 25 Solisten und ein Teil des Orchesters auf der Bühne, der andere im Graben.
"Mass" ("Messe") ist ein Theaterstück für Sänger, Spieler und Tänzer, wie der Komponist es selbst nannte. Bernsteins schrieb es im Auftrag von Jacqueline Kennedy Onassis zur Eröffnung des John F. Kennedy Center for the Performing Arts in Washington im Jahr 1971. Fast 50 Jahre später bringt das Theater Lübeck das Stück als Beitrag zum 500. Jahrestag der Reformation auf die Bühne.
Das Stück beginnt mit einer Messfeier nach katholischem Ritus. Doch die Liturgie wird immer wieder von Zwischenrufen unzufriedener Jugendlicher unterbrochen. Im Verlauf kommen der Gemeinde und auch dem zelebrierenden Priester Zweifel, die in eine massive Glaubenskrise münden. "Auf dem Höhepunkt seiner Krise schleudert der Priester die Monstranz, die er zuvor wie ein Schild vor sich hergetragen hat, quer durch den Raum", sagt der Schweizer Regisseur Tom Ryser. "Mass" ist seine zweite Arbeit am Lübecker Theater nach Henry Purcells "The Fairy Queen" 2015.
Die Musik sei vergleichbar mit der von Bernsteins "West Side Story", nur besser, versichert Ryser. Er liebe Chöre und inszeniere gerne "spartenblind", deshalb habe ihn das Stück sofort fasziniert, sagt er. Der international tätige Regisseur hat in der Vergangenheit unter anderem ein Ballett mit Baumaschinen und ein Stück für 16 Solisten, ein Feuerwerk und Chor geschaffen.
In Bernsteins "Mass" geht es aus seiner Sicht nicht um unterschiedliche Konfessionen oder um richtigen und falschen Glauben. "Für mich geht es vielmehr darum, wie man das Unfassbare fassen kann", sagt er.
(Von Eva-Maria Mester, dpa/MH)
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