Stuttgart – Besondere Herausforderung für die Stuttgarter Oper: Das renommierte Haus will die Proben zur Märchenoper "Hänsel und Gretel" durchziehen, obwohl bis zur Premiere kein direkter Kontakt zum in Russland unter Hausarrest stehenden Regisseur Kirill Serebrennikow möglich ist. Man gebe die Hoffnung aber noch nicht auf, dass der regierungskritische Theater- und Filmregisseur wenigstens zur Premiere am 22. Oktober nach Stuttgart kommen kann. "Man muss immer hoffen", sagte ein Sprecher der Oper am Mittwoch.
Das Projekt solle ohne den 48 Jahre alten Regisseur realisiert werden, mit dem absehbar nur über einen Anwalt kommuniziert werden könne. Serebrennikow ist laut Oper bis zum 19. Oktober unter Hausarrest gestellt. Dem wegen Betrugsvorwürfen festgesetzten Künstler ist der Kontakt zur Außenwelt weitgehend untersagt. Man befinde sich "in hochsensiblen Detailabsprachen".
Wie Serebrennikows Fassung von Engelbert Humperdincks Märchenoper doch auf die Bühne gebracht werden soll, werden Intendant Jossi Wieler, Chefdramaturg Sergio Morabito, Dirigent Georg Fritzsch und Dramaturgin Ann-Christine Mecke am nächsten Dienstag der Presse skizzieren.
Serebrennikow, Leiter des Moskauer Avantgarde-Theaters "Gogol" steht seit Ende August wegen Betrugsverdachts unter Hausarrest. Die Ermittlungsbehörde wirft ihm vor, 68 Millionen Rubel (etwa eine Million Euro) staatlicher Förderungen unterschlagen zu haben. Der Künstler selbst nannte die Anschuldigungen "absurd, erlogen und absichtlich fabriziert". Er sei ein ehrlicher Mensch, der sich nur mit Kunst beschäftige. "Ich lebe bescheiden."
(dpa/MH)
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