München (MH) – Petrenko dirigiert Puccini – was kann es Aufregenderes geben? Tatsächlich haben die Zuhörer in der Bayerischen Staatsoper am Sonntag einen musikalisch spektakulären Abend mit am Ende doch euphorischer Publikumsreaktion erlebt. Woran lag’s, dass der Funke der Begeisterung erst am Schluss der "Il trittico"-Neuproduktion richtig übersprang, obwohl es vor der Pause eine überragende Ermonela Jaho als Schwester Angelica, einen feierwürdigen Prachttenor als Luigi, nämlich Yonghoon Lee, und ein durchweg facettenreich fantastisch spielendes Staatsorchester gab?
Vielleicht ist die Geschichte um die Nonne gewordene Mutter "Suor Angelica", die in religiöser Extase Gift nimmt und eine mystische Vereinigung mit Maria, Engeln und ihrem Sohn erlebt, kurz vor Weihnachten in München von der Lebenswelt zu weit weg. Und auch Liebe unter armen Pariser Tagelöhnern mit Mord hinterm Mantel ist nicht so stimmungsvoll. Eine flott auf die Bühne gebrachte Erbschleicher-Geschichte mit einem grandiosen Ambrogio Maestri in der Titelrolle Gianni Schicchi aber lässt jubeln, auch in der Münchner Luxusbesetzung mit Pavol Breslik (Rinuccio) und Rosa Feola (Lauretta).
Merkwürdig lähmend wirkte der Bühnenraum auf die Atmosphäre: Regisseurin Lotte de Beer ließ für ihr Debüt am Max-Joseph-Platz einen rauchdurchwehten grauen tubenförmigen Einheitsraum mit Rampe zum Zuschauerraum bauen, der durch seine abgerundeten Ecken Assoziationen an a) einen Kühlschank von Innen, b) die Flure des Siemenscampus Neuperlach weckt. In jedem Fall eine bleierne und dem Musikgenus nicht zuträgliche Bühne. Die Personenregie dagegen überzeugte und unterstützte Petrenkos wieder einmal ausgefeilte Arbeit an der ganz besonderen Puccini-Klangwelt von 1918.
(Von Martina Kausch)
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