Dresden/Berlin (MH) – Die Sächsische Staatskapelle Dresden und der Dirigent Christian Thielemann schließen sich dem Protest gegen die Verleihung des Musikpreises "Echo" an die Rapper Kollegah und Farid Bang an. "Ein Preis, der Verkaufszahlen über alles stellt und am Holocaust-Gedenktag einem Live-Auftritt stattgibt, der einer Verhöhnung von Opfern des Dritten Reiches gleichkommt, wird zum Symbol eines Zynismus, für den wir nicht stehen", erklärte das Orchester am Freitagabend in einer Mitteilung.
"Kunstfreiheit und das künstlerische Mittel der Provokation entbinden zu keiner Zeit von Verantwortung und den Regeln des guten Geschmacks", hieß es weiter. Das betreffe die Künstler, jedoch auch die Verleiher des Echo-Preises. Daher gebe die Staatskapelle ihren Echo Klassik zurück, den sie 2009 für die Einspielung der 9. Sinfonie von Anton Bruckner mit ihrem damaligen Chefdirigenten Fabio Luisi erhielt.
Auch Luisi hatte die Echo-Verleihung an die beiden Rapper als "völlig inakzeptabel" kritisiert. Diese hätten die furchtbaren Erfahrungen von Millionen Menschen während des Nationalsozialismus verhöhnend in ihren Texten verarbeitet. So gerne er den Echo damals als Auszeichnung für künstlerische Leistungen verstanden habe, "so wenig möchte ich heute mit einem solchen Preis ausgezeichnet sein", sagte er am Mittwoch.
Die beiden Rapper wurden vergangene Woche für ein als judenfeindlich kritisiertes Album mit dem Pop-Echo geehrt. Es enthält Textzeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal ’nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow".
(wa, mit dpa)
Mehr zu diesem Thema:
Link:
➜ http://www.staatskapelle-dresden.de
© MUSIK HEUTE. Alle Rechte vorbehalten – Informationen zum ➜ Copyright