Mozart-Evergreen "Zauberflöte" eröffnet Salzburger Opernprogramm

27. Juli 2018 - 09:10 Uhr

(Korrespondentenbericht)

Salzburg – Sie ist wohl die populärste Oper aller Zeiten: Mozarts "Zauberflöte". Bei den Salzburger Festspielen hat am (heutigen) Freitag wieder eine Neuproduktion Premiere. 220 Mal wurde das Stück im Rahmen des Festivals bereits gezeigt, zuletzt unter musikalischer Leitung des großen Nikolaus Harnoncourt. In diesem Jahr versucht sich die junge US-Regisseurin Lydia Steier an dem Stoff, einer klassischen Rettungsgeschichte mit Prinz und Prinzessin, einer mächtigen Königin und einem bösen Priester. Happy End inklusive.

"Die Zauberflöte"

"Die Zauberflöte"

Warum gerade die "Zauberflöte" ein solch hartnäckiger Dauerbrenner ist, darüber rätseln Musikwissenschaftler, Opernintendanten und Dramaturgen schon fast seit der Uraufführung der Oper in Wien am 30. September 1791, kurz vor Mozarts Tod. Liegt es an der eingängigen Musik mit Gassenhauern wie der berühmten Arie der "Königin der Nacht" oder dem "Vogelfänger"-Lied des Papageno? Liegt es an der ebenso positiven wie plakativen, wenn auch etwas verworrenen Handlung, die an ein Märchen erinnert? Liegt es an den archetypischen Charakteren des "Singspiels" oder gar an der Geheimnis umwitterten Freimaurer-Symbolik?

Der Mozart-Forscher Ulrich Konrad, Professor für Musikwissenschaften an der Universität Würzburg, sieht das Erfolgsrezept der "Zauberflöte" in der "extremen, inhaltlichen, konstruktiven und emotionalen Spannweite von Text und Musik". Das Stück bewege sich "zwischen Volksmärchen und Humanitätsverherrlichung, zwischen simplem Liedton und hochvirtuoser Gesangskunst, zwischen Slapstick und tiefernster Reflexion". Kurz gesagt: für jeden ist etwas dabei, vom kleinen Kind bis zum Greis, vom armen Schlucker bis zum reichen Mann, vom musikalischen Greenhorn bis zum Opernkenner.

Eine der bekanntesten und beliebtesten Inszenierungen der "Zauberflöte" läuft seit 1994 an der Berliner Staatsoper Unter den Linden. Es ist die berühmte Regiearbeit von August Everding im rekonstruierten Sternenzelt-Bühnenbild, das der preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel einst für die Berliner Hofoper entworfen hatte. Nächstes Jahr soll eine aktuelle Deutung dazu kommen, dann hätte man, wohl einzigartig in Deutschland, zwei Versionen derselben Oper an einem Haus.

"Das geht natürlich nur bei der "Zauberflöte"", sagt der neue Staatsopern-Intendant Matthias Schulz. Er nennt Mozarts letzte Oper eine "riesige Projektionsfläche". Man könne bei allfälligen "Neubefragungen" des Stoffs sehr in die Tiefe gehen oder das Stück und seine Musik einfach aus sich heraus wirken lassen. Diese Vielfalt der Möglichkeiten mache die "Zauberflöte" und das "Wunder Mozart" aus, meint Schulz.

Nicht weit von der Staatsoper hat Berlins Komische Oper natürlich ebenfalls eine "Zauberflöte" im Programm, eine besonders erfolgreiche sogar. Die Regiearbeit der britischen Theatertruppe 1927 und des Intendanten und Chefregisseurs des Hauses, Barry Kosky, bindet Sängerinnen und Sänger auf technisch raffinierte Weise als Live-Akteure in einen Animationsfilm ein, der auf eine als Projektions- und Spielfläche dienende Wand auf der Bühne geworfen wird.

Die Multimedia-Inszenierung ist nicht nur ständig ausverkauft, sondern wird auch mit großem Erfolg im Ausland gezeigt. Auch Ulrich Lenz, Chefdramaturg der Komischen Oper Berlin, hebt die große emotionale und stilistische Bandbreite der Oper als Grund für deren große Beliebtheit hervor. "Man muss schon sehr viel falsch machen, um mit dieser Oper keinen Erfolg zu haben." Man solle das Ungereimte, das allen Märchen eigen sei, bedienen und nicht allzu psychologisierend an das Stück herangehen.

Eine so bekannte, unzählige Male musizierte und inszenierte Oper neu herauszubringen, ist eine große Herausforderung für die Salzburger Regie-Debütantin Lydia Steier. Ein paar Details hat sie schon verraten. So werde es für die immer etwas problematischen gesprochenen Dialoge einen "Übererzähler" (Steier) geben. Schauspieler Klaus Maria Brandauer soll das Märchen von der "Zauberflöte" nicht dem Publikum erzählen, sondern den von Knabensopranen verkörperten "drei Knaben", die seine Enkelkinder mimen. Ob der Kunstgriff funktioniert, wird man nach der Premiere wissen.

(Von Georg Etscheit, dpa/MH)

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