Packendes Opern-Doppel mit "Oedipus Rex" und "Iolanta"

28. Oktober 2018 - 23:54 Uhr

Frankfurt am Main (MH) – Einhellige Zustimmung erhielt das Frankfurter Opernhaus am Sonntagabend für die intelligente Kombination von zwei Kurzopern aus unterschiedlichen Stilepochen. Die US-amerikanische Regisseurin Lydia Steier bekam bei ihrem Hausdebüt großen Beifall des Publikums, trotz ihres unerbittlichen Blicks auf unsagbare Tabus.

"Oedipus Rex"

"Oedipus Rex"

In Igor Strawinskys wuchtigem Opern-Oratorium "Oedipus Rex" aus dem Jahr 1927 mutete sie den Zuschauern nicht nur ihre drastische Bebilderung der Vater-Tötung samt inzestuöser Mutterliebe zu.

Vor allem die zugespitzte Deutung von König Renés Liebe zu seiner blinden Tochter Iolanta, in der Steier schweren sexuellen und emotionalen Missbrauch freilegte, gelang ihr durchweg überzeugend. Im Gedächtnis bleiben wird bei dem erstmals in Frankfurt aufgeführten Einakter von Peter Tschaikowski aus dem Jahr 1892 das entlarvende Bühnenbild von Barbara Ehnes: Ihre 400 quietschrosa Kleinmädchenpuppen, aufgereiht wie Zinnsoldaten, die Iolanta bewachen und bedrohen, erhielten Szenenapplaus.

Frenetischen Jubel erntete die litauische Sopranistin Asmik Grigorian in ihrem Hausdebüt als Iolanta, die mit Ensemblemitglied AJ Glueckert als Graf Vaudémont die emotionalsten Höhepunkte des Abends lieferte. Als weitere große Ensembleleistungen wurden Peter Marshs Ödipus und Tanja Ariane Baumgartners aufgetakelte Jokaste lautstark gefeiert. Generalmusikdirektor Sebastian Weigle bewies, dass er nicht nur Strawinskys düstere Oratorienwucht meisterlich ausformulieren, sondern auch der romantischen Üppigkeit Tschaikowskis abgründige Klänge des Unterbewussten gegenüberstellen kann.

(bb/wa)

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(28.10.2018 – 10:00 Uhr)

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