München (MH) – Zwar hatten sich die Reihen nach der Pause spürbar gelichtet, aber von dem interessiert gebliebenen Publikum gab es für die Premiere von Ernst Kreneks "Karl V." an der Bayerischen Staatsoper am Sonntagabend geradezu euphorischen Applaus. Durchaus zu Recht, denn so spröde man die in Deklamation und Zwölftonreihen gefassten Beichterinnerungen des dem Tode nahen Ex-Kaisers auf die Bühne bringen könnte, so eindrucksvoll gelang die Neuinszenierung.
Fast zwingend muss man Kreneks aphorismenreichem Libretto und dem ernsten Thema überraschende, aber auch überzeitliche Bilder zuordnen. Hier zeigte sich Carlus Padrissa mit seinem Team (von La Fura dels Baus) als Meister der Szene, der Dynamik, des Überblicks, mit spektakulärem Gebrauch der Bühnentechnik, aber feinem Gespür gegen das Zuviel.
Musikalisch waren Kreneks Klänge und Rhythmen (voller Trommeln, Glocken, Becken, Gongs, Donnermaschine und -blech) bei Erik Nielsen und dem Bayerischen Staatsorchester in souveränen Händen, und das Sängerensemble wirkte homogen. Bo Skovhus ist in dieser Rolle schlicht unschlagbar, deklamatorisch brillant und sängerisch wie mühelos charakterformend. Unter den vielen seiner ihm in den letzten Stunden erscheinenden Lebensbegleiter überzeugten Okka von der Damerau (Juana), Michael Kraus (Luther), Peter Lobert (Sultan Soliman) besonders.
Keine Frage, das Haus am Max-Joseph Platz bricht mit dieser Produktion endlich einmal eine Lanze für dodekaphones Musiktheater. Nur hingehen und sich begeistern lassen muss man noch selber. Die letzte Vorstellung am 23. Februar (19:00 Uhr) ist als kostenloser Live-Stream auf staatsoper.tv zu sehen.
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(Von Martina Kausch)
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(10.02.2019 – 10:00 Uhr)
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