150. Todestag von Berlioz: Kommt der Komponist bald ins Panthéon?

08. März 2019 - 10:00 Uhr

Paris – Simon Rattle wird in London die "Symphonie fantastique" dirigieren, John Eliot Gardiner in Berlin "Benvenuto Cellini": Zum 150. Todestag am 8. März wird der französische Komponist Hector Berlioz international von den bedeutendsten Dirigenten gewürdigt. In Frankreich wurde 2019 zum Berlioz-Gedenkjahr ausgerufen. Auch der Wunsch, dessen Überreste im Panthéon beizusetzen, der Ruhmeshalle der französischen Nation, wird immer lauter.

Hector Berlioz

Hector Berlioz

Er sei Frankreichs Beethoven und nehme in der Musik die Bedeutung ein, die Victor Hugo für die französische Literatur habe. Die Vergleiche stammen von dem französischen Dirigenten François-Xavier Roth. Im Rahmen des französischen Berlioz-Jahres hat Roth, der seit 2015 Generalmusikdirektor der Stadt Köln ist, dem französischen Komponisten ein vor wenigen Wochen erschienenes Album gewidmet, auf dem er mit seinem Orchester Les Siècles unter anderem "Harold en Italie" interpretiert.

Roth gehört zusammen mit der Musikerin und Politikerin Maryvonne de Saint-Pulgent zu jenen Persönlichkeiten, die die Pantheonisierung des Musikers befürworten. Insiderkreise behaupten, das Projekt befände sich bereits im Büro des französischen Staatschefs Emmanuel Macron. Berlioz liegt auf dem Pariser Friedhof Montmartre neben seinen beiden Ehefrauen begraben.

Berlioz wäre der erste Musiker unter dem prächtigen Kuppelbau mitten in Paris. Dort ruhen über 75 Persönlichkeiten. Es ist nicht das erste Mal, dass man Berlioz ins Panthéon umbetten will. Bereits zu seinem 200. Geburtstag im Jahr 2003 wurde das Projekt diskutiert.

Frankreich hat seinen Musiker nicht immer in den Himmel gelobt. Während Berlioz in Deutschland, Österreich, Russland und England mit seinen für die damalige Zeit revolutionären Kompositionen begeistert empfangen wurde, musste er in seinem Heimatland um Anerkennung kämpfen. Um mit seiner Kunst überleben zu können, verdiente er sich seinen Lebensunterhalt zusätzlich als Musikkritiker.

Ob Lob oder Kritik: Berlioz hat die Musik nachhaltig beeinflusst und neue Perspektiven geöffnet. Er hat entscheidend Richard Strauss und Franz Liszt beeinflusst, die sinfonische Programmmusik begründet und die moderne Orchesterinstrumentation. Heute gilt er als wichtiger Vertreter der romantischen Musik, obwohl er sich selber immer als klassischer Komponist bezeichnete.

Mit der Organisation des Gedenktagjahres wurde der Musikwissenschaftler Bruno Messina beauftragt, der auch das Berlioz-Festival in La Côte-Saint-André leitet. In dem Ort in der Nähe von Grenoble wurde der Komponist und Dirigent am 11. Dezember 1803 geboren.

Messina hat im vergangenen November eine neue Biografie über Berlioz herausgegeben. Auf über 200 Seiten wollte der Spezialist noch mehr über jenen wissen, der mit "Requiem" und "Te Deum" monumentale Chorwerke verfasste, Orchesterkompositionen wie "Symphonie fantastique" und "Roméo et Juliette" schuf und in Weimar die Idee zu der Oper "Les Troyens" entwickelte.

Wer Berlioz in seinen Augen war? Ein fragiler, humorvoller und unnachgiebiger Visionär, der sich nach anfänglichem Medizinstudium ganz der Musik zuwandte.

(Von Sabine Glaubitz, dpa/MH)

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