Richard Strauss: Ariadne auf Naxos – Aus Aix-en-Provence

19. Januar 2020 - 10:20 Uhr

Sonntag, 19. Januar 2020 / 23:20 – 01:35 Uhr
ARTE

Oper (Frankreich 2018, Erstausstrahlung) Die Oper "Ariadne auf Naxos", die 1912 in einer Inszenierung von Max Reinhardt am Hoftheater in Stuttgart uraufgeführt wurde, ist das erfolgreichste Gemeinschaftswerk von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Für das Musikfestival in Aix-en-Provence hat die britische Regisseurin Katie Mitchell das Stück inszeniert. Mitwirkende sind neben dem Orchestre de Paris herausragende Solisten wie Lise Davidsen als Ariadne, Angela Brower als Komponist, Eric Cutler als Bacchus und Sabine Devieilhe als Zerbinetta.

"Ariadne auf Naxos"

"Ariadne auf Naxos"

Im Hause des reichsten Mannes von Wien geht es hoch her: Das Personal und die anwesenden Künstler treffen die Vorbereitungen zu einem Fest: Nach dem Diner ist die Aufführung der historischen Oper "Ariadne auf Naxos" vorgesehen. Der Hausherr hat diese eigens für diesen Anlass bei einem jungen Komponisten in Auftrag gegeben. Im Anschluss an die heroische Oper rund um die aus Liebeskummer selbstmordgefährdete Ariadne soll auf Wunsch des Hausherrn die komödiantische Posse "Die ungetreue Zerbinetta und ihre vier Liebhaber" dargeboten werden.

Der Komponist ist über die kurzfristigen Änderungswünsche des launenhaften Mäzens entrüstet. Doch nicht nur er ist nervös und aufgebracht. Zu allem Übel sollen die beiden Werke schließlich nicht nur nacheinander, sondern auch noch gleichzeitig präsentiert werden, denn für Punkt neun Uhr ist ein Feuerwerk als Abschluss des Festes angesagt. Die auf Wunsch des Auftraggebers – und gegen den Willen des Komponisten – in die Ariadne-Oper eingefügten Auftritte der leichtlebigen Zerbinetta und ihrer Verehrer führt zu einer turbulenten "Gegenüberstellung der Frau, die nur einmal liebt, und der, die viele Male sich gibt", wie es der Librettist Hugo von Hofmannsthal formuliert.

Durch ein buntes und schwindelerregendes Treiben auf der Bühne veranschaulicht die britische Regisseurin Katie Mitchell die schier unmögliche Forderung des Mäzens, die Opera seria und die Opera buffa gleichzeitig aufzuführen: Die Neuinszenierung überzeugt nicht zuletzt durch eine herausragende Besetzung: Lise Davidsen ist eine mysteriöse und stimmgewaltige Ariadne; Angela Brower besticht mit ihrer Präsenz und ihrem Timbre in der Rolle des Komponisten; Sabine Devieilhe gibt eine luftig-leichte Zerbinetta; Eric Cutler beeindruckt als Bacchus. Es spielt das Orchestre de Paris unter der Leitung von Marc Albrecht.

"Ariadne auf Naxos" – dramaturgisch geschaffen als "Oper in der Oper" – stellt eine künstlerische Reflexion der Frage nach dem Zusammengehen von komödiantischen und dramatischen Elementen in der Oper dar und setzt sich zudem mit den Fragen des sich Treubleibens in der Kunst und in der Liebe auseinander. Das Stück wurde nach der Stuttgarter Uraufführung umgeschrieben und 1916 in Wien erneut präsentiert.

Das Orchestre de Paris unter der musikalischen Leitung von Marc Albrecht brilliert in der Wiener Fassung mit 36 Musikern. Mit der Reduzierung des Orchesters schuf Strauss einen bleibenden Beitrag zur Kammeroper des 20. Jahrhunderts. Katie Mitchell ist regelmäßig zu Gast beim Opernfestival Aix-en-Provence; frühere Produktionen waren "Written on Skin", "Pelléas et Mélisande" und "Alcina".

(pt/MH)

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