Frankfurt am Main (MH) – Großen Beifall fand die sensible und lichtstarke Neuinszenierung von "Tristan und Isolde" am Sonntagabend im Frankfurter Opernhaus. Regisseurin Katharina Thoma bewegte mit sicherem Gespür für das Innerliche und Mystische von Wagners Musik, fein herausgearbeiteter Psychologie und gründlicher Textanalyse.
Bühnenbildner Johannes Leiacker baute dem tragischen Liebespaar anfangs eine frei schwebende Planke, auf der sie behutsam zueinanderfinden konnten. Den gewaltigen Holzboden stellte er im zweiten Akt vertikal als bewegliches Symbol der "Nacht der Liebe" in die Bühnenmitte und zeigte am Schluss eindrücklich sein endgültiges Zerschmettern. Olaf Winters Lichtdesign, das die Sehnsüchte und Enttäuschungen der Liebenden in zartesten Farbstufen ausdeutete, hatte entscheidenden Anteil am Gelingen der Wagner-Premiere. Mit Generalmusikdirektor Sebastian Weigle war ein Meister der Spätromantik am Pult, der seine Musiker zu maximaler Flexibilität und zu immer neuen Farben des Begehrens und der Verzweiflung anspornte.
Der erfahrene Tristan Vincent Wolfsteiner, Ensemblemitglied der Oper Frankfurt, steigerte sich in Stimme und Ausdruck von Akt zu Akt, während das Frankfurt-Debüt von Rachel Nicholls als Isolde nicht ungetrübt blieb. Sie überraschte anfangs als mädchenhaft zierliche Isolde, deren überragend schöner Sopran allerdings im zweiten Akt nicht durchgängig die notwendige Weite und Durchschlagskraft entwickelte. Auf Bayreuth-Niveau sangen die Ensemblemitglieder Claudia Mahnke in der Rolle Brangänes und Andreas Bauer Kanabas als eindrücklich anklagender König Marke. Auch die Rollendebüts von Christoph Pohl als Kurwenal und Iain MacNeil als Melot hinterließen bleibenden Eindruck. Das Frankfurter Publikum bejubelte alle Mitwirkenden, Männerchor und Orchester, während Rachel Nicholls einige Buhs einstecken musste.
(Von Bettina Boyens)
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(bb/wa)
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