Sonntag, 05. April 2020 / 22:15 – 00:45 Uhr
rbb Fernsehen
Oper (Deutschland 2018) Der 2019 verstorbene Regisseur Harry Kupfer hat ein Jahr zuvor Giuseppe Verdis "Macbeth" auf die Bühne der Berliner Staatsoper Unter den Linden gebracht. In der Titelpartie begeisterte der spanische Bariton Plácido Domingo, die Lady Macbeth gab die russische Sopranistin Anna Netrebko. Zum weiteren Ensemble gehörten Fabio Sartori (Macduff), Kwangchul Youn (Banquo), Evelin Novak (Kammerfrau) und andere. Daniel Barenboim dirigierte die Staatskapelle Berlin.
Nach gewonnener Schlacht wird dem Feldherrn Macbeth, dem Protagonisten der Oper, von drei Hexen prophezeit, dass er einmal König von Schottland sein werde. Von den Überredungskünsten seiner Frau verleitet, geht er buchstäblich über Leichen, um an sein Ziel zu gelangen. Doch von Schuldgefühlen gepeinigt, verfallen die Macbeths bald in Wahnvorstellungen und werden zu Opfern der eigenen Herrschsucht.
Um der bewunderten Shakespeare’schen Vorlage so treu wie möglich bleiben zu können, sprengte Giuseppe Verdi mit seinem Macbeth die Opernkonventionen der Zeit und schuf eines seiner dunkelsten und abgründigsten Werke. Monumentale Chorszenen, aus denen das Aufbegehren der Unterdrückten hervorklingt, werden mit expressiv ausgestalteten Arien und Duetten, in denen Verdi die seelischen Abgründe der machtbesessenen Protagonisten klanglich durchleuchtet, kontrastiert. Seinen Darstellern verlangte er nie Dagewesenes ab: ein klarer Schritt weg vom klassischen Belcanto-Ideal und hin zu unverwechselbarer musikdramatischer Wahrhaftigkeit.
Das Publikum zeigte sich nach der Uraufführung zunächst entrüstet: Wo versteckte sich die übliche Liebesszene? Un’opera senz’amore! Frustrierend. Doch wer sich darauf einlässt, begegnet einem gewaltigen Musikdrama. Die Geschichte eines Monarchen: von Schuld, Sühne und Verfall der Gesellschaft.
(wa, mit pt)
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