München/Berlin (MH) – Chorproben und -auftritte bringen ein erhöhtes Risiko der Ansteckung mit dem Coronavirus mit sich. Wissenschaftler vom LMU Klinikum München und vom Universitätsklinikum Erlangen untersuchen seit Mai die Verbreitung von Aerosolen durch Gesang und Blasinstrumente. Das Bayerische Wissenschaftsministerium unterstützt die Studie nun mit 120.000 Euro, sagte Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler (CSU) am Dienstag.
An dem Projekt nehmen rund 20 Mitglieder vom Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks teil. Die Forscher messen die maximale Ausbreitung der Aerosol- und Tröpfchenwolke direkt nach dem Ausstoß. So wollen sie eine Grundlage für die Definition von Mindestabständen schaffen.
"Den Kunst- und Kulturbetrieb und insbesondere auch wieder größere Musikveranstaltungen zuzulassen, ist mir als Kunstminister eine Herzensangelegenheit", erklärte Sibler. "Doch dafür müssen wir dringend mehr über das Ansteckungsrisiko über Aerosole wissen." Das Forschungsprojekt könne wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, wie man den Kulturbetrieb weiter hochfahren und gleichzeitig Künstler und Publikum vor einer COVID-19-Ansteckung schützen könne, so der Minister.
Zu den Ausbreitungsmechanismen durch Singen und das Spielen von Blasinstrumenten gebe es bisher noch nicht genügend belastbare Daten, um die Mechanismen ausreichend zu verstehen, betonte Matthias Echternach vom LMU Klinikum München. "Daher ist es an dieser Stelle von Dringlichkeit, diese Daten auf wissenschaftlicher Basis zu erheben, um ein sicheres Musizieren möglichst bald zu ermöglichen."
Zur Aerosolverbreitung beim Singen haben die Forscher bereits Mindestabstände von 2 bis 2,5 Metern nach vorne und 1,5 Metern zur Seite empfohlen. Für Blasinstrumente sei im Oktober/November 2020 mit Resultaten zu rechnen, sagte Stefan Kniesburges vom Uniklinikum Erlangen. Ergebnisse zur Ausbreitung größerer Tröpfchen im Raum erwarte er für Sänger und Bläser bis Februar 2021.
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(wa)
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