Berlin (MH) – Die Empfehlung zweier Charité-Institute, mit Maskenpflicht während klassischer Konzerte oder Opernaufführungen die Säle voll zu besetzen, ist nach Ansicht von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) eine wichtige Stellungnahme. Überall in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz würden Versuche gemacht, den Bühnenbetrieb wieder zum Laufen zu bekommen, sagte Grütters am Dienstag dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb). Dabei seien die Abstandsregeln ein großer Hemmschuh, "weil sich das wirtschaftlich sonst nicht darstellen lässt".
Es müsse deshalb pragmatisch versucht werden, Öffnungsszenarien bezogen auf die unterschiedlichen Räumlichkeiten zu entwickeln. Das könnten Politiker jedoch nur, wenn die Wissenschaft ihnen dazu Beiträge liefere, so Grütters. Die Empfehlung der Charité-Institute sei einer von mehreren wichtigen Beiträgen.
Die Salzburger Festspiele hätten bewiesen, dass auch Pandemie-bezogen Theater gemacht werden könne. In einzelnen Ländern könnten im Zuschauerraum Familienmitglieder zusammensitzen und würden durch einen freien Platz von den nächsten getrennt. Der anderthalb-Meter-Abstand in Deutschland sei dagegen ein Problem, weil dann jede zweite Reihe freigelassen werden müsse. Deshalb werden laut Grütters Öffnungsszenarien gesucht, damit nicht nur 20 Prozent der Stühle besetzt sind. Im Übrigen werde inzwischen auch in Flugzeugen jeder Stuhl besetzt. Jetzt müsse mit einem gesunden Pragmatismus zwischen vielen Extremen ein Weg gefunden werden.
Die Charité-Institute für Sozialmedizin und Epidemiologie sowie für Hygiene und Umweltmedizin hatten am Montag Empfehlungen herausgegeben, unter welchen Voraussetzungen klassische Konzerte und Opernveranstaltungen auch in der Corona-Pandemie vor vollbesetzten Publikumsreihen stattfinden könnten. Vor allem müssten alle Zuschauer einen Mund-Nasen-Schutz korrekt tragen. Weiter nannten die Autoren das Einhalten der bekannten Abstands- und Hygieneregeln und eine ausreichende Lüftung der Räume. Zudem müsse eine Kontaktpersonen-Nachverfolgung ermöglicht werden. Getränke und Lebensmittel sollten nicht ausgegeben werden.
Der Vorstand der Charité distanzierte sich später von der Stellungnahme zum Publikumsbetrieb. Dabei handele es sich um ein "nicht abgestimmtes Papier", hieß es auf dem Twitter-Account. Der Entwurf sei "nicht als Handlungsvorschlag, sondern als Grundlage einer weiteren kritischen Diskussion im Rahmen der Berliner Teststrategie zu betrachten".
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(wa)
➜ Forscher: Konzerte und Opern in vollbesetzten Sälen möglich
(17.08.2020 – 18:26 Uhr)
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