Steinmeier würdigt Staatskapelle Berlin als einzigartig

11. September 2020 - 22:54 Uhr

Berlin (MH) – Mit einem Festkonzert in der Staatsoper Unter den Linden hat die Staatskapelle Berlin am Freitag ihr 450-jähriges Bestehen gefeiert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte die Geschichte des Klangkörpers als einzigartig. "Die Staatsoper, das Orchester, seine Dirigenten, seine gefeierten Aufführungen – keine vergleichbare Institution in Deutschland ist so eng verwoben mit der Geschichte dieses Landes", sagte er.

Festkonzert Staatskapelle Berlin

Festkonzert Staatskapelle Berlin

Exemplarisch nannte er die Wiederaufführung von Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion 1829 unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy, die die Bach-Renaissance des 19. Jahrhundert eingeleitet hat. Als 1933 die nationalsozialistische Reichsmusikkammer den Juden Mendelssohn aus dem Repertoire deutscher Orchester verbannen wollte, habe Wilhelm Furtwängler, im selben Jahr zum Vizepräsidenten der Kammer und Direktor der Staatsoper ernannt, dessen Werke ganz bewusst aufs Programm gesetzt. Diese Episode zeige, dass man der Geschichte der Berliner Staatsoper "nur dann gerecht wird, wenn man ihre Höhen ebenso wie ihre Abgründe vermisst", betonte Steinmeier.

"Heute haben dieses Opernhaus und sein Orchester einen Direktor und Chefdirigenten, den ich nicht nur als einen der größten Musiker der Gegenwart schätze, sondern auch für sein fortwährendes Bemühen um Verständigung unter den Völkern des Nahen Ostens", erklärte der Bundespräsident und frühere Außenminister.

Wegen der Corona-Regeln mussten zwischen den Gästen im Zuschauerraum jeweils vier Plätze freibleiben. Die Staatskapelle habe in ihrer langen Geschichte aber schon andere Krisen und Katastrophen gesehen, sagte Steinmeier. "Wer den 30-jährigen Krieg überstanden hat und nach 41 Jahren deutscher Teilung wieder zu einem Ensemble zusammengewachsen ist, dem wird auch die Corona-Pandemie keinen bleibenden Schaden zufügen", äußerte er sich zuversichtlich.

Das Festkonzert der Staatskapelle unter Barenboims Leitung umfasste das fanfarenartige "Initiale" von Ehrendirigent Pierre Boulez (1925-2016), Richard Wagners Vorspiel zur Oper "Die Meistersinger von Nürnberg" und die 7. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Trotz der spärlich besetzten Reihen gaben die Musiker alles. Und die wenigen Zuhörer dankten es mit besonders enthusiastischem Applaus und Ovationen im Stehen. Besonders begeisterte die Uraufführung des Auftragswerks "Zeitensprünge – 450 Takte für Orchester" von Jörg Widmann, das einer musikalischen Zeitreise durch die von der Staatskapelle begleiteten Epochen gleichkam.

Die heutige Staatskapelle Berlin wurde von Kurfürst Joachim II. von Brandenburg als Hofkapelle gegründet und 1570 erstmals urkundlich erwähnt. Mit der Errichtung des Opernhauses Unter den Linden 1742 durch König Friedrich II. von Preußen fand das Orchester eine zentrale Wirkungsstätte, mit der es seither fest verbunden ist.

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(tr/wa)

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