Frankfurt am Main (MH) – Die erste Premiere der Saison an der Oper Frankfurt widmete Intendant Bernd Loebe am Sonntagabend ganz dem Thema Tod. Schwarze Masken zu schwarzen Smokings trugen die 30, über die gesamte Bühnenbreite verteilten Mitglieder des Männerchores beim eröffnenden "Gesang der Geister über den Wassern" von Franz Schubert. Ebenfalls in langen Trauerflor gehüllt, berührten die anschließend weihevoll von 30 Sängerinnen des Frauenchors ins Halbrund entsendeten "Vier Gesänge" von Johannes Brahms, zart begleitet von zwei Hörnern und einer Harfe im Orchestergraben. Als Generalmusikdirektor Sebastian Weigle dann 25 Musiker zu Witold Lutoslawskis "Trauergesang" auf die Bühne holte, wurde die szenische Absicht deutlich: Nämlich alle Künstler aus ihrer Unsichtbarkeit ins Scheinwerferlicht zu holen, die vom Auftrittsverbot unter Corona besonders hart betroffen sind: den großen Chor und das Orchester.
Bejubelt wurde der sich anschließende Opernschocker "The Medium" von Cian Carlo Menotti, der als wahnsinnige Totenséance bereits im Sommer 2019 im Bockenheimer Depot Premiere feierte. Regisseur Hans Walter Richter stellte die Inszenierung klug für das Große Haus um und konnte sich in Dshamilja Kaiser über eine ebenso wuchtige Sängerin der sadistischen Madame Flora freuen wie in der Originalbesetzung. Gloria Rehm überzeugte als mitleidvolle Monica, während der 18-jährige Schüler Marek Löcker sein überragendes stummes Spiel vom letzten Sommer wiederholte.
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(bb/wa)
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