München/Berlin (MH) – Um Corona-Ansteckungsrisiken zu vermeiden, sollten Blechbläser im Ensemble mehr Abstand zu ihren Kollegen nach vorne einhalten. Zur Seite könnten die Musiker hingegen näher beieinander sitzen, als bisher empfohlen wird. Das ergaben Untersuchungen von Wissenschaftlern des LMU Klinikums München und des Universitätsklinikums Erlangen mit Mitgliedern des BR-Symphonieorchesters. Für die Sicherheit der Musiker sei es aber wichtig, dass die Aerosole permanent aus dem Raum entfernt werden und sich nicht ansammeln, betonte Stefan Kniesburges vom UK Erlangen am Mittwoch.
"Die gemessenen Blasinstrumente unterscheiden sich in ihrer Abstrahlcharakteristik nach vorne hin", sagte Matthias Echternach von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Bei Trompete und Klarinette bewegten sich die Aerosolwolken vom Mund durchschnittlich 0,9 Meter weit. Da einzelne Musiker auch auf 1,5 Meter kamen, empfehlen die Forscher Sicherheitsabstände von zwei Metern nach vorne. Bei der Querflöte erreichte die gemessene Impulsabstrahlung nach vorne über das Mundstück jedoch bis zu zwei Metern, daher seien Sicherheitsabstände von drei Metern als angemessen zu bewerten. Die Abstrahlung zur Seite blieb bei allen Musikern unter einem Meter. Ein Sicherheitsabstand von 1,5 Meter erscheine daher, statt der bisher empfohlenen zwei Meter, hinreichend.
An dem Projekt nehmen rund 20 Mitglieder vom Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks teil. Mittels E-Zigaretten, die die Musiker inhalieren, messen die Forscher die maximale Ausbreitung der Aerosol- und Tröpfchenwolke direkt nach dem Ausstoß. So wollen sie eine Grundlage für die Definition von Mindestabständen schaffen. Erste Ergebnisse mit den Sängern wurden bereits im Juli bekanntgegeben. Hier empfahlen die Forscher Mindestabstände von zwei bis 2,5 Metern nach vorne und 1,5 Metern zur Seite.
Das Bayerische Wissenschaftsministerium unterstützt die Studie mit 120.000 Euro. "Je besser wir über das Coronavirus Bescheid wissen, desto zielgerichteter können wir Maßnahmen für sicheres Musizieren ergreifen", sagte Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler (CSU).
Die Untersuchung gebe wichtige Aufschlüsse über sichere Abstände zwischen den Musikern auf der Bühne, erklärte Nikolaus Pont, Manager des BR-Symphonieorchesters. "Wir hoffen, dass ihre Erkenntnisse schnell in die Vorgaben von Entscheidungsträgern einfließen." Allein die Reduktion der seitlichen Abstände bei den Bläsern würde ermöglichen, wieder ein wesentlich größeres Repertoire zur Aufführung zu bringen.
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(wa)
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