"Musikwelt verliert einen ganz Großen" – Bernard Haitink gestorben

22. Oktober 2021 - 17:08 Uhr

(Zusammenfassung – neu: Nachrufe)

Berlin (MH) – Der Tod des niederländischen Dirigenten Bernard Haitink hat international Betroffenheit ausgelöst. Die Musikwelt verliere "eine der großen Dirigentenpersönlichkeiten unserer Zeit", erklärte der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, am Freitag. Haitink war am Donnerstag im Alter von 92 Jahren in seinem Haus in London gestorben. "Groß in seiner musikalischen Aufrichtigkeit, groß in seinem musikalischen Ethos", würdigte ihn Hinterhäuser.

Bernard Haitink (1929-2021)

Bernard Haitink (1929-2021)

Sein Verlust hinterlasse "eine immense Leere in der Welt der Musik", sagte Riccardo Muti, der Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra (CSO). Haitink hatte das Orchester vor Mutis Amtsantritt von 2006 bis 2010 als Erster Dirigent geleitet. Das CSO trauere um "einen der größten Dirigenten, Künstler und Musiker, der der Geschichte der musikalischen Interpretation so viel gegeben hat", betonte Muti.

Von 2002 bis 2004 wirkte Haitink als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden. In dieser Zeit habe er dem Ensemble "wichtige Impulse in einer schwierigen Phase" gegeben, erklärte der Orchestervorstand. "Dabei setzte er einen besonderen Fokus auf das Bewahren des Kapellklangs und die Arbeit im Detail." Haitinks Wirken an der Dresdner Semperoper habe auf besondere Weise die Sprache und den Ausdruck der Musik als bindendes Gesellschaftsphänomen nachhaltig geprägt, sagte Intendant Peter Theiler.

Für die Berliner Philharmoniker war Haitink "mehr als ein hochgeschätzter Dirigent – er war ein Freund und Wegbegleiter in vielen Jahrzehnten des gemeinsamen Musizierens", so die Orchestervorstände Knut Weber und Stefan Dohr. Seit seinem Debüt 1964 sei der Niederländer eine Konstante für die Philharmoniker gewesen. "Immer hat er uns durch seine Qualitäten beeindruckt und inspiriert – sein großes handwerkliches Können, seine vollkommene Kenntnis der Partitur, sein warmherziges, nobles Auftreten." 2004 wurde er zum Ehrenmitglied des Orchesters ernannt.

Geboren 1929 in Amsterdam war Haitink einer der berühmtesten Dirigenten seiner Generation. Allein 27 Jahre lang leitete er das Royal Concertgebouw Orchestra, 14 Jahre wirkte er als Musikdirektor am Royal Opera House in London. Von 1978 bis 1988 war er Leiter des Opernfestivals in Glyndebourne.

Haitinks Vermächtnis sind seine Interpretationen der großen Symphonien und Opern. Er hat 450 Aufnahmen gemacht. Als Mentor engagierte er sich für den Dirigentennachwuchs. Klangkörper wie die Wiener Philharmoniker, das Concertgebouw Orchestra und das Chamber Orchestra of Europa ernannten ihn zum Ehrenmitglied. Mit einem Konzert beim Lucerne Festival am Pult der Wiener Philharmoniker beendete Haitink im September 2019 nach 65 Jahren seine internationale Dirigentenkarriere.

"Die Musikwelt hat einen der ganz Großen verloren", äußerte die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler. "Er wollte nie triumphieren, aber wahrscheinlich sind ihm gerade deshalb solche Triumpfe mit seinen Interpretationen gelungen."

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(wa)

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