Beklemmend aktuell: Verdis "Les Vêpres Siciliennes"

20. März 2022 - 22:39 Uhr

Berlin (MH) – Auf einem Reiterstandbild der verhassten französischen Eroberer prangt in großen Lettern das Wort "Liberté". In der Neuproduktion von Giuseppe Verdis Oper "Les Vêpres Siciliennes" an der Deutschen Oper Berlin verlegt Regisseur Olivier Py die Handlung des Freiheitsdramas aus dem mittelalterlichen Sizilien in die Zeit des Algerienkriegs im 20. Jahrhundert. Unter Leitung des Ersten Gastdirigenten Enrique Mazzola wird die französische Urfassung der Oper von 1855 aufgeführt, die lange im Schatten der italienischen Adaption gestanden hatte. Nach der Premiere am Sonntag gab es viel Beifall mit Bravo-Rufen und vereinzelten Buhs für die Regie.

"Les Vêpres Siciliennes"

"Les Vêpres Siciliennes"

Der junge Widerstandskämpfers Henri (Piero Pretti) gerät in einen Konflikt zwischen Vaterlandstreue, Liebe und Familienbanden. Seine Angebetete Hélène (Hulkar Sabirova) will die Ermordung ihres Bruders durch die Franzosen rächen. Sie verbündet sich dazu mit dem Rebellenanführer Jean de Procida, gesungen von dem herausragenden Bass Roberto Tagliavini. Doch ausgerechnet der tyrannische Vizekönig Guy de Montfort, stimmgewaltig verkörpert von dem Bariton Thomas Lehman, offenbart Henri, dass er sein Vater sei. Henri schützt daraufhin Montfort und verrät seine Mitstreiter. Nach dramatischen Wirren werden die Aufständischen begnadigt. Mit dem Segen seines Vaters darf Henri Hélène heiraten, doch das Läuten der Hochzeitsglocken löst eine Katastrophe aus.

Py und der Bühnenbildner Pierre-André Weitz lassen die Handlung vor Schwarz-Weiß-Fotos einer Stadt, vermutlich Algier, und in einem historischen Theater spielen. Die Oper beginnt mit einer Hinrichtungsszene und endet in einem grausamen Massaker der Unterdrückten an den Besatzern. Nicht zuletzt angesichts des Krieges in der Ukraine erscheinen "Les Vêpres Siciliennes" derzeit beklemmend aktuell.

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(ck/wa)

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