Tschaikowskis "Die Zauberin" löst Begeisterungsstürme aus

05. Dezember 2022 - 00:32 Uhr

Frankfurt am Main (MH) – Mit "Die Zauberin" von Peter I. Tschaikowski verwandelte Regisseur Vasily Barkhatov sein Hausdebüt an der Oper Frankfurt am Sonntagabend in einen Triumpf. Meisterlich gelang es dem jungen Moskauer, das Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit der Titelfigur aus dem Jahr 1887 samt ihrem Kampf gegen das Diktat der russisch-orthodoxen Kirche und den repressiven Polizeistaat mit dem durch willkürliche Gesetze zementierten Tugendterror des Russlands von heute gleichzusetzen. Dafür zeigte er die Welt von Zauberin Kuma als multikulturelle, freie Kunstszene mit exzessiven Partys und Vernissagen und kontrastierte sie mit der Welt der mächtigen Oligarchenfamilie des oppressiven Fürsten.

"Die Zauberin"

"Die Zauberin"

Das raffinierte Drehbühnenbild von Christian Schmidt ließ sowohl Raum für Kumas offene Kunstwelt als auch für die pompöse Pracht neureicher Geschmacklosigkeit der Fürstenfamilie. Erstmals wurde die selbst in Russland selten gespielte Oper in Frankfurt gezeigt, die der Komponist für sein bestes Werk hielt. In der Titelpartie der "bezaubernden" Witwe und Wirtin Kuma, die ihre Gaststätte zum Ort der freien Kunst erklärt und die den Mut hat, die Avancen des Fürsten abzuwehren und den bigotten orthodoxen Priester Mamyrow der Lächerlichkeit preiszugeben, war mit der litauischen Sopranistin Asmik Grigorian ideal besetzt. Ihre überragende stimmliche und darstellerische Präsenz feierte das ausverkaufte Haus mit Ovationen im Stehen.

Einfühlsam, leidenschaftlich und temperamentvoll gelang auch das Dirigat von Valentin Uryupin, dem künstlerischen Leiter der Neuen Oper Moskau. Demgegenüber hinterließ sein Landsmann, der Tenor Alexander Mikhailov in seinem Frankfurt-Debüt als der von Kuma geliebte Prinz Juri keinen nachhaltigen Eindruck. Die Ensemblemitglieder Claudia Mahnke als rachsüchtige Fürstin und tödliche Kontrahentin Kumas und Iain MacNeil als übergriffiger Fürst zeigten beide überragende Leistungen in ihren Rollendebüts, die sich mit Asmik Grigorian in einer künstlerischen Kategorie spielend messen konnten. Der von Tilman Michael glänzend einstudierte Chor und die fünf agilen Wolfstänzer trugen entscheidend zum überragenden Publikumserfolg des Abends bei.

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(bb/wa)

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