Frankfurt am Main (MH) – Ted Huffmans Sicht auf Georg Friedrich Händels Wahnsinnsoper "Orlando" am Sonntagabend in der Oper Frankfurt erntete kaum mehr als höflichen Achtungsapplaus. Psychologisch zu statisch trotz permanent eingesetzter, bühnenhoher Drehtür, gelang es Huffman nicht, eine klar erkennbare Haltung zu Händels affektgeladener, dreiaktiger Opera Seria einzunehmen.
Zu kraftlos die Personenführung, zu wenig Einfallsreichtum bei der Ausdeutung der Eifersuchtsszenen, blieb der dreistündige Abend über weite Strecken szenischer Stillstand. Selbst die fünf agilen Tänzer in der Choreographie Jenny Ogilvies, die einerseits die Gehilfen des Magiers Zoroastro verkörperten, andererseits die wechselhaften Gefühle der unglücklich Liebenden vorantrieben, vermochten den zähen Opernabend spürbar aufzulockern.
Auch musikalisch blieb die Premiere durchwachsen. Während die drei Ensemblemitglieder Zanda Švēde in der schwierigen Mezzo-Titelpartie, Kateryna Kasper als untreue Geliebte Angelica und Monika Buczkowska (Dorinda) durchweg überzeugten, blieb das Hausdebüt von Countertenor Christopher Lowrey als Medoro stimmlich und darstellerisch blass. Božidar Smiljanićs Strippenzieher Zoroastro dagegen, ebenfalls vom Haus, vermochte seiner Bassbariton-Partie viel Ausdruckstärke zu verleihen. Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester unter der Leitung von Simone Di Felice konnte erst nach der Pause bei Orlandos berühmter Wahnsinnsszene mit seiner ganzen affektmalerischen Kraft überzeugen.
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(bb/wa)
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