Wien/Berlin (MH) – Der österreichische Komponist, Dirigent, Geiger und Pädagoge Friedrich Cerha ist tot. Er starb am Dienstag in Wien, wie die Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf die Familie berichtete. Cerha wäre am Freitag (17. Februar) 97 Jahre alt geworden. "Mit Friedrich Cerha verliert Österreich einen der größten Komponisten der Moderne", erklärte Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. "Sein Lebensweg und künstlerisches Werk stehen leuchtend und unübersehbar für seinen persönlichen Mut zu einem Neuanfang in der Musik."
Cerha wurde 1926 in Wien geboren, wo er an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst (der heutigen Universität mdw) Violine und Komposition studierte. 1958 gründete er das Kammerensemble für Neue Musik "die reihe". 1979 vervollständigte Cerha Alban Bergs Opernfragment "Lulu" um den dritten Akt. Die von Pierre Boulez in Paris uraufgeführte Version kam vier Jahre später an der Wiener Staatsoper auf die Bühne. Auch Cerhas erste eigene Oper "Baal" nach dem Drama von Bertolt Brecht wurde nach der Salzburger Uraufführung 1981 an das Haus am Ring übernommen. Bei der Wiener Erstaufführung seines "Rattenfängers" stand der Komponist selbst am Pult. 2002 folgte in Wien die Uraufführung seines "Riesen vom Steinfeld". "Ausgetretenen Pfaden zu folgen, war Cerhas Sache nicht", erklärte Staatsoperndirektor Bodgan Roscic. "Das Ausprobieren und Austesten neuer Ideen machen sein Œuvre so lebendig und bezwingend."
Ab 1959 unterrichtete Cerha an der Wiener Musikhochschule. 1969 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt und 1976 zum ordentlichen Professor für Komposition, Notation und Interpretation Neuer Musik berufen. 2019 verlieh ihm die mdw die Ehrenmitgliedschaft. "Er war uns stets ein Vorbild als Künstler, als Lehrender und vor allem als Mensch mit einer Haltung, die zum Wohle unserer Demokratie unverhandelbar ist und sein muss", würdigte Rektorin Ulrike Sych.
Cerha erhielt unter anderem den Großen Österreichischen Staatspreis (1986), das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (2005), das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2008) und 2010 das Silberne Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich. "Friedrich Cerha setzte – als Künstler und als Mensch – auf das Verbindende und war eine überaus liebenswürdige Persönlichkeit", äußerte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. "Wir werden ihn stets mit größter Wertschätzung in Erinnerung behalten."
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(wa)
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