Lammert: Bildung ist Achillesferse der deutschen Kulturlandschaft

13. September 2012 - 11:47 Uhr

Eine Stärkung der musikalischen Bildung hat Bundestagspräsident Norbert Lammert gefordert. Deutschland habe eine außergewöhnlich große Kultur- und Musiklandschaft. "Wenn es aber um die Zukunftsfähigkeit dieser Landschaft geht, ist die kulturelle Bildung die Achillesferse des deutschen Kultursystems", erklärte Lammert am Mittwoch auf dem Parlamentarischen Abend des Verbandes deutscher Musikschulen (VdM) in Berlin.

Lammert beim VdM

Die musikalische Erziehung werde zunehmend aus dem Fächerkanon von Schulen und Ausbildungsstätten verdrängt. "Das Thema ist ernsthaft und erfordert eine kritische Selbstbefassung der Gesellschaft mit dem, was uns wichtig ist", sagte der Parlamentspräsident. Gerade im Bereich der musikalischen Bildung könne man "nicht früh genug anfangen". Lammert unterstrich dabei "die wichtige Leistung der öffentlichen Musikschulen für unsere Gesellschaft".

Sparmaßnahmen der Kommunen gerade bei der Bildung seien "doppelt kopflos". Dieser Bereich sei "viel zu bedeutend, als dass wir uns an dieser Stelle Einschränkungen erlauben können", so Lammert. Im übrigen seien die Kulturausgaben so gering, dass selbst bei völliger Einsparung die Haushalte nicht saniert werden könnten.

Der Parlamentarische Abend fand anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des VdM statt und stand unter dem Motto "Musikschule – Bildung mit Zukunft!". Bei der Arbeit der öffentlichen Musikschulen gehe es "um eine umfassende Ausbildung, die kontinuierlich angelegt sein muss und nur strukturiert erfolgen kann", sagte der VdM-Bundesvorsitzende Winfried Richter. Sozialermäßigungen, Familienrabatte und das Bildungspaket des Bundes zeigten eindrucksvoll den Bedarf an zugangsoffenen Musikschulen. Die Familien wüssten um den hohen Wert der Entwicklung von musikalischen Fähigkeiten.

Geklärt werden müsse jedoch, wer den weitergehenden Instrumentalunterricht und das integral dazugehörige Ensemblespiel finanziert und die erforderlichen Musikschulstrukturen unterhält. "Hier kommen Konsequenzen auf die Kommunen zu", sagte der VdM-Vorsitzende. Angesichts des Ausbaus von Ganztags-Kitas und -Schulen sowie Schulzeitverdichtung und -verkürzung forderte Richter "Maßnahmenpakete, die Räume für außerschulische Bildungsangebote und damit Teilhabemöglichkeit daran sicherstellen".

Bei der musikalischen Bildung handele es sich um ein Grundrecht, erklärte Ulrich Rademacher, stellvertretender Vorsitzender des VdM. Sie sei die "Grundausstattung für sprachfähige, kreative und mündige Bürger, für starke und sensible Führungskräfte". Es gebe eine öffentliche Verantwortung sowohl für die Qualität der musikalischen Bildung als auch für den breiten und leichten Zugang dorthin. "Musikpädagogik braucht dafür Erfolg, Sicherheit und gesellschaftliche Anerkennung", unterstrich Rademacher.

"Die öffentlichen Musikschulen erreichen als eine Grundsäule der musikalischen Bildung über eine Million Musizierende in Deutschland", erklärte der Präsident des Deutschen Musikrates, Martin Maria Krüger, in einem Glückwunsch an den VdM. "Sie sind unverzichtbar für die Vermittlung von Musik als essentieller Beitrag zum Lebenswert des einzelnen Menschen wie der Gesellschaft sowie zur Wahrung und Förderung der kulturellen Vielfalt in Deutschland."

Der VdM ist der Zusammenschluss der rund 950 öffentlichen Musikschulen in Deutschland. 35.000 Fachlehrkräfte unterrichten an über 4.000 Standorten mehr als eine Million Kinder, Jugendliche und Erwachsene. 1952 als "Verband der Jugend- und Volksmusikschulen" in Hamm/Westfalen gegründet, wurde die Organisation 1967 in "Verband deutscher Musikschulen" umbenannt.

(wa)

Link:

http://www.musikschulen.de/

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