Sonntag, 02. Dezember 2012 / 15:30 – 16:00 Uhr
SWR-Fernsehen
Dokumentation (Deutschland 2007) Jahrhundertelang wurde Musik zum Vervielfältigen in Millimeter dicke Bleiplatten gestempelt und wie beim Kupferstich gestochen. Hans Kühner, einer der letzten von einstmals zahlreichen Notenstechern, arbeitet heute überwiegend am Computer. Doch seine Werkstattausrüstung liegt stets bereit. Für besonders anspruchsvolle Arbeiten überträgt er Noten immer noch von Hand mit dem Grabstichel auf die bleiernen Druckplatten.
Regisseur Rüdiger Lorenz beobachtet den Notenstecher bei der Arbeit an Bachs letzter Fuge. Vorlage ist die Originalhandschrift des Komponisten. Zunächst teilt Kühner das Manuskript ein und skizziert es auf das Blei. Keine leichte Aufgabe, denn die Handschrift Bachs lässt manche Frage offen. Mit dem "Rastal" zieht er die fünf Linien der Notenzeilen. In einem Kasten hat er die Stempel, mit denen er ganze und halbe Noten, Vorzeichen und Notenschlüssel in die Platte schlägt. Mit dem Stichel gräbt er die Notenhälse ins Blei.
Mit seiner langen Erfahrung ist Kühner auch am PC einer der Besten. Für ein 500-seitiges Haydn-Werk bräuchte er in Blei etwa 400 bis 500 Tage, am Computer geht das um ein Vielfaches schneller. Doch gegenüber dem perfekten Layout des Computers ist die Hand des Meisters in der Lage, bei der Vervielfältigung auch den Geist der Musik mit zu übertragen.
Ein guter Notenstecher vermittelt dem Musiker schon durch die Optik den Charakter eines Stückes. So wird er ein schnelles Allegro enger setzen als ein langsames Largo. Am Ende einer Doppelseite sollte zum Beispiel der Klavierspieler eine Hand zum Umblättern freihaben. Die Noten so zu setzen, dass der Musiker sie mit Freude spielt, darin besteht die Meisterschaft.
Der Film "Der Notenstecher aus Würzburg" ist auf www.handwerksvideos.de als DVD erhältlich.
(pt/wa)