Dienstag, 29. Januar 2013 / 13:15 – 13:45 Uhr
3sat
Dokumentation (Österreich 2006) Urubichá im Nordosten Boliviens könnte ein Indiodorf wie alle anderen sein. Doch die kleine Siedlung hat eine Besonderheit. Fast jeder der 4.500 Einwohner besitzt ein Musikinstrument. Täglich üben sie im Amazonasgebiet Musik aus Europa ein. Denn Urubichá hat seit 1996 wieder ein Orchester – ein Barockorchester.
Angefangen hat es vor über 300 Jahren, als jesuitische Missionare nach Südamerika kamen. Die Indianer glaubten, dass die Seele nach dem Tod auf dem Rücken eines Krokodils ins Paradies getragen wird. Zuerst musste aber ein Fluss überquert und musiziert werden. Wenn die Musik schlecht war, warf das Untier die Seele ins Wasser. Von den Missionaren lernten die Indianer die Handhabung verschiedenster Musikinstrumente, und seitdem begleiteten barocke Klänge ihre Toten. Die Jesuiten wurden von der spanischen Krone später des Landes verwiesen. Da war es mit der Barockmusik für die Indios erst einmal vorbei. Nach und nach verlernten sie ihre neu erworbene Fertigkeit wieder.
1996 gründete ein bayrischer Priester erneut ein Orchester. Er engagierte einen jungen bolivianischen Musikstudenten als Dirigenten. Kurze Zeit später gingen die Jugendlichen auf Tournee. Zwei durften sogar vor Papst Johannes Paul II. bei einer Privataudienz spielen. Eine Nonne aus dem Oberinntal sorgt für Ordnung. Die Jugendlichen sollen neben der Musik Handarbeiten und das Tischlern lernen.
(pt/wa)