Gustavo Dudamel dirigiert Berlioz' Symphonie fantastique

22. Februar 2013 - 08:31 Uhr

Sonntag, 24. Februar 2013 / 23:35 – 00:40 Uhr
ARTE

Konzertmitschnitt (Frankreich 2009) Die "Symphonie fantastique" von Hector Berlioz gilt als Meilenstein der Musikgeschichte. Sie hat die Grenzen der Musikwelt erweitert und viele große Komponisten wie Wagner, Liszt und Beethoven beeinflusst. In der Pariser Salle Pleyel dirigiert Gustavo Dudamel das Orchestre philharmonique de Radio France und das Simón Bolívar Youth Orchestra.

Gustavo Dudamel

Das venezolanische Simon Bolivar Youth Orchestra ist kein gewöhnliches Orchester. Es ist Teil des "El Sistema", des landesweiten Netzwerks zur Musikförderung. Mit Musikschulen, Kursen und Workshops sowie Kinder- und Jugendorchestern bietet es talentierten Jugendlichen die Möglichkeit, über die Musik den Slums und der Armut zu entkommen. Die beeindruckende Formation sorgt regelmäßig für Begeisterungsstürme und Standing Ovations.

Gustavo Dudamel ist der prominenteste Musiker, der aus dem "El Sistema" kommt. Der begnadete Dirigent zählt mit Anfang 30 schon zu den Besten seines Faches. "Mit einem solchen Dirigenten weiß ich wieder, warum ich diesen Beruf gewählt habe", sagte ein Mitglied der Radio France-Philharmoniker nach der gemeinsamen Probe mit den jungen Musikern des Simon Bolivar Youth Orchestra.

Die Symphonie fantastique wird oft als "erste Klangkathedrale" bezeichnet: Mit außergewöhnlichen, ja spektakulären Instrumenten schafft Hector Berlioz eindringliche Klangbilder und formt einen Höhepunkt der musikalischen Ausdruckskraft. Bei den ersten einsetzenden Klängen beginnt ein wahres Experimentallabor des modernen Orchesters, das seit jeher die Dirigenten fasziniert.

Berlioz, aus dessen Feder auch der "Grand Traité d’instrumentation et d’orchestration modernes" stammt (1844; die deutsche Fassung "Die moderne Instrumentation und Orchestration" erschien 1845), schuf mit seinem Werk eine wahre Anthologie der Orchesterfarben. Er griff dabei auch auf ausgefallene, ja spektakuläre Instrumente wie die schlangenförmige Ophikleide oder große Glocken zurück.

Über die Instrumentation gelang es ihm, echte Klangbilder zu schaffen, unter anderem die "dämonische" Aura des "Hexensabbath", des fünften und letzten Satzes seiner "Fantastischen Symphonie". Wegen dieses letzten Satzes kam es bei der Uraufführung zum Skandal. Berlioz beschreibt darin die Seelenqualen des Musikers, der im Opiumrausch Visionen hat und sich am Sabbath als Zeuge seiner eigenen Beisetzung sieht. Die musikalische Ausdruckskraft erreicht hier unter anderem auch durch den Einsatz von Instrumenten mit ungewöhnlichen Registern einen Höhepunkt, der über mehrere Jahrzehnte hinweg unerreicht blieb.

Berlioz begründete mit diesem Werk die "symphonische Programmmusik". Tatsächlich wird für jeden der fünf Sätze – "Träumereien, Leidenschaften", "Ein Ball", "Szene auf dem Lande", "Der Gang zum Richtplatz", "Hexensabbath" – die Aktion bis ins letzte Detail vorgegeben. Dieser Ansatz eröffnete dem musikalischen Ausdruck ein völlig neues Feld, das insbesondere Richard Strauss für seine "Symphonische Dichtung" erforschte und ergänzte.

(pt/wa)

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