Musikschulkongress legt Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl vor

29. April 2013 - 10:08 Uhr

Bamberg/Berlin (mh) – Mit einer "Bamberger Erklärung" hat der 22. Musikschulkongress seine Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl vorgelegt. Darin fordern die öffentlichen Musikschulen unter anderem Zeiten und Räume für musikalische Bildung in der Schule, Zugangsoffenheit und Qualitätssicherung sowie geeignete steuerliche Rahmenbedingungen, teilte der Verband deutscher Musikschulen (VdM) am Sonntag mit. Unter dem Motto "Faszination Musikschule" hatten mehr als 1.500 Teilnehmer drei Tage lang über aktuelle musikpädagogische und bildungspolitische Themen diskutiert.

Musikschulkongress

Gegen Streichungen bei Musikschulen sprach sich der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude aus: "Musikschule ist Teil der kommunalen Daseinsvorsorge", erklärte er in seiner Eröffnungsrede. Sie sei "keine freiwillige Leistung (…), die von der Konjunktur und Kassenlage abhängig gemacht werden kann", betonte der frühere Städtetags-Präsident. Den "öffentlichen Bildungsauftrag" der Musikschulen in den Kommunen hob auch der Staatssekretär im Bundesjugendministerium, Lutz Stroppe, hervor: "Deutschland wäre ein freudloses, ja armes Land, hätten wir keine Musikschulen", sagte er in seinem Grußwort.

Mit der These "PISA war gestern" relativierte der Bielefelder Psychologe Rainer Dollase die Aussagekraft des internationalen Schulvergleichstests. Schlussfolgerungen für den Alltag ließen sich eher aus experimentell angelegten, empirischen Unterrichtsforschungen ziehen. Aus diesen ergebe sich die Bedeutung des Lehrers und vor allem der Beziehung zwischen Schüler und Lehrer als Experte und Bezugsperson. "Aktives und geführtes Lernen ist besser und effizienter", sagte Dollase und hob hervor: "Musikschule braucht Einzel-Lernsituationen".

"Das aktive Musizieren hat zentrale Bedeutung für Jugendliche", erklärte der Pädagogikprofessor Eckart Liebau von der Universität Erlangen-Nürnberg. "Die Entwicklung der Sinne und des Selbstbewusstseins ist eng mit ästhetischer Bildung verbunden." Die Bedeutung der Musikerziehung liege nicht in ökonomischen Begründungen oder "Transfereffekten". Wichtig sei vielmehr der Wert des Musizierens an sich. Dazu zähle die Förderung von Stimmbildung und Sprechfähigkeit, die Entwicklung eines musikalischen Repertoires und musikalischer Intelligenz sowie sensibles und diszipliniertes Verhalten im Ensemble, erklärte Liebau.

Der Musikschulkongress habe gezeigt, wie groß die Faszination von und für Musikschule ist, erklärte abschließend der VdM-Bundesvorsitzende Ulrich Rademacher. "Selbst Musiker zu sein, Musik zu erleben, Musik zu erkennen und zu verstehen, mit Musik berühren und begeistern zu können, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die faszinierende Welt der Musik erschließen zu dürfen – gibt es eine schönere Herausforderung?", so Rademacher.

Der Verband deutscher Musikschulen ist der Fach- und Trägerverband der öffentlichen gemeinnützigen Musikschulen. An bundesweit 4.000 Standorten lernen über eine Million Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei 38.000 Fachlehrkräften das Musizieren.

(wa)

Links:

http://www.musikschulen.de/
Bamberger Erklärung (pdf-Dokument)

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