Parsifal – Aus dem Festspielhaus Bayreuth

17. Mai 2013 - 08:06 Uhr

Sonntag, 19. Mai 2013 / 20:15 – 00:20 Uhr
BR-alpha

Oper (Deutschland 2012) "Hat Wagner je etwas besser gemacht?", orakelte Friedrich Nietzsche, der spätere radikale Antiwagnerianer über Richard Wagners "Parsifal" kurz nach dessen Uraufführung in Bayreuth. Wagner titulierte sein letztes Bühnenwerk als "Bühnenweihfestspiel" und verfügte, dass es nur im Rahmen der Bayreuther Festspiele zur Aufführung kommen dürfe, um seinen feierlich religiösen Charakter nicht durch Repertoireaufführungen an kleineren Bühnen zu gefährden.

Parsifal

Zum 200. Geburtstag von Richard Wagner zeigt BR-alpha Stefan Herheims gefeierte Inszenierung von Richard Wagners Parsifal unter der musikalischen Leitung des 36-jährigen Dirigenten Philippe Jordan, Musikdirektor an der Pariser Oper. Diese Inszenierung des Parsifal aus dem Festspielhaus Bayreuth wurde im Jahr ihrer Premiere 2008 von der Zeitschrift Opernwelt zur "Aufführung des Jahres" ausgewählt und auch danach mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

Handlung

Wagners "Parsifal" geht auf den mittelhochdeutschen Versroman "Parzival" von Wolfram von Eschenbach aus dem frühen 13. Jahrhundert zurück. Im Mittelpunkt steht der Gral, die heilige Schale, in der am Karfreitag das Blut des gekreuzigten Christus aufgefangen wurde. Der Gral wird von den Rittern der Gralsburg als Heiligtum verehrt und gehütet. Jedes Mal, wenn er bei der Feier des heiligen Abendmahls enthüllt wird, gewinnen die Ritter Kraft und Stärke aus ihm für ihre segensreichen Taten. Auch hüten die Gralsritter den heiligen Speer, mit dem einst Christus am Kreuz die Wunde zugefügt wurde.

Feind der Gralsritter ist Klingsor, der als Unwürdiger vor Zeiten aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen wurde. Aus Rache hat er ein Zauberschloss errichtet, in dem das Zauberweib Kundry, das unter seinem Banne steht, Ritter, die sich dem Schloss nähern, mit erotischen Künsten zu verführen sucht. Bewaffnet mit dem heiligen Speer nimmt eines Tages Amfortas, der Sohn des Gralskönigs Titurel, den Kampf mit Klingsor auf.

Doch auch Amfortas lässt sich von der geheimnisvollen Frau verführen und verliert den Kampf. Klingsor entreißt Amfortas den Speer und fügt ihm eine Wunde zu, die nicht heilen will, solange der Speer im Besitz von Klingsor ist und die sich immer wieder schmerzvoll öffnet, wenn der heilige Gral enthüllt wird. Deshalb will Amfortas den Gral, entgegen dem Willen seiner Ritter, nicht mehr enthüllen.

Parsifal, der "reine Tor", ein Knabe, der unter der Obhut seiner Mutter Herzeleide im Wald ohne Kontakt zur Außenwelt aufgewachsen ist und nicht weiß, woher er kommt und wer sein Vater ist, wird es sein, der, nach einem langen Entwicklungsprozess welterfahren und "durch Mitleid wissend" geworden, zum Helden wird, den Verführungskünsten von Kundry widersteht und Klingsor besiegt. Klingsor schleudert zwar den Speer auf ihn, doch dieser bleibt über seinem Haupte schweben. In der Erkenntnis, dass die Überwindung der Sinnlichkeit Erlösung bringt, schlägt er mit dem Speer das Zeichen des Kreuzes, wodurch Klingsors Macht zerbricht. Von den Gralsrittern sehnlichst erwartet schließt er mit dem zurückgewonnenen Speer die Wunde von Amfortas und enthüllt als neuer Gralskönig den Rittern den Gral. Aus der Höhe schwebt eine weiße Taube als Zeichen göttlicher Gnade auf ihn herab.

Darsteller

Klingsor und Kundry

Detlef Roth (Amfortas), Diógenes Randes (Titurel), Kwangchul Youn (Gurnemanz), Burkhard Fritz (Parsifal), Thomas Jesatko (Klingsor), Susan Maclean (Kundry), Arnold Bezuyen (1. Gralsritter), Christian Tschelebiew (2. Gralsritter), Julia Borchert (1. Knappe), Ulrike Helzel (2. Knappe), Clemens Bieber (3. Knappe), Willem Van der Heyden (4. Knappe), Julia Borchert/Martina Rüping/Carola Guber/Christiane Kohl/Jutta Maria Böhnert/Ulrike Helzel (Klingsors Zaubermädchen), Simone Schröder (Altsolo)

Hintergrund

Die Uraufführung von "Parsifal" fand am 26. Juli 1882 im Rahmen der zweiten Festspiele von Bayreuth statt, ein halbes Jahr vor dem Tod des Komponisten. König Ludwig II. stellte eigens den Chor und das Orchester der Münchner Hofoper zur Verfügung. Die Oper bildet den singulären Schlussstein im Lebenswerk des großen deutschen Opernkomponisten. Denn in ihr finden sich Gedanken zusammengeführt und vertieft, die Wagner bereits in früheren Werken angelegt hatte. So erweist sich die Handlung des "Parsifal" als ein Verschmelzen verschiedener mittelalterlicher Sagenkreise, die bereits für die Opern "Tannhäuser" und "Lohengrin" konstitutiv waren. Auch in der Musik des "Parsifal" finden sich Parallelen zu "Tannhäuser" und "Lohengrin", sowohl im Grundcharakter ihres Ausdrucksgehalts als auch in der diatonisch-chromatischen Struktur ihrer Leitmotivik. Zu den musikalischen Glanzpunkten des Werks zählen die Blumenmädchenszenen, der Karfreitagszauber und die weihevoll-mystische Schlussszene mit den verklärenden Gralsthemen.

(pt/wa)

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