Weimarer Meisterkurse: Gastprofessor Roger Bobo trifft früheren Schüler Tomohiro Sosogi wieder

22. Juli 2013 - 09:33 Uhr

Weimar – "Du spielst das wunderschön, aber du wirst jedes Mal schneller." Bereits dreimal hat Tomohiro Sosogi zur Sonate für Tuba und Klavier des US-amerikanischen Filmmusikkomponisten Bruce Broughton angesetzt. Jedes Mal unterbricht ihn Roger Bobo. Dann klappt es: "Ja, genau so. Erkennst du den Unterschied?", fragt er den jungen Tubisten.

Kurs Roger Bobo

Es ist ihre erste Unterrichtsstunde bei den Weimarer Meisterkursen an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Wie ein väterlicher Freund sitzt die Tubalegende neben dem 26-Jährigen, und irgendwie ist Bobo das auch: Bis 2009 war er Tomohiro Sosogis Lehrer an der "Musashino Academia Musica" in Tokio.

"Seither haben wir uns nur einmal gesehen", erzählt der gebürtige Japaner. Nach seinem Bachelorabschluss ging er an die Zürcher Hochschule der Künste, wo er soeben sein Masterstudium beendet hat. Als er von Bobos Meisterkurs in Weimar hörte, wollte Tomohiro Sosogi seinem ehemaligen Lehrer unbedingt seine Entwicklung zeigen. Der zeigt sich mehr als zufrieden. Als der 26-Jährige den ersten Satz aus einer Bearbeitung von Henry Eccles‘ Violinsonate spielt, zeigt Roger Bobo auf die Gänsehaut auf seinem Unterarm: "Es macht mich so glücklich, dich so gut spielen zu hören."

Beim zweiten Satz feilen sie noch an der Verzierung von Eccles‘ Sonate. Dabei singt Roger Bobo eine Tonfolge in zwei verschiedenen Versionen vor und fragt die Zuschauer, welche Variante ihnen besser gefallen hat. Beide Versionen bekommen gleich viele Stimmen. "Das ist gut", freut sich der 75-Jährige. "Ist Musik eine Demokratie? Nein!" Man solle nicht immer spielen, was in den Noten stehe, sondern was gut klinge. "Vertraue deinen Ohren, du entscheidest", mahnt er Tomohiro Sosogi, dem dieser Ansatz der freien Interpretation sehr zusagt.

Als die Unterrichtsstunde zu Ende und der nächste Teilnehmer dran ist, ist spürbar, dass Roger Bobo gern noch länger mit seinem Schüler arbeiten würde. "Oh, nein!", platzt es aus ihm heraus, als er auf die Uhr blickt. Eine gemeinsame Stunde am (heutigen) Montag, 22. Juli, bleibt ihnen zum Glück noch.

(Von Ina Schwanse)

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