Wenn im Berliner Hauptbahnhof ein Cello erklingt und Tänzer zwischen Rolltreppen ihre Kreise ziehen, dann heißt es "Ankunft: Neue Musik". Die dritte Ausgabe des Festivals wartet mit einer ungewöhnlichen Premiere auf: Erstmals kann man außer den Live-Performances auch Musikfilme erleben. Daneben werden mehrere Musiktheater-Uraufführungen den Hauptbahnhof als Bühnenraum erkunden. Insgesamt 70 Veranstaltungen mit mehr als 150 Künstlern bieten den Besuchern, Durchreisenden und Neugierigen bis zum 05. September 2011 viele ungewohnte Hörerlebnisse.
Eröffnet wird das Festival am 24. August um 20:00 Uhr mit dem Film "I met Heine on the Rue Fürstenberg". In der Regie von Andreas Rochholl und unter Mitwirkung von zahlreichen Musikern haben Zeitgenössische Oper Berlin und KADMOS-Produktion das gleichnamige Musikstück des amerikanischen Komponisten Morton Feldman von 1971 verfilmt. Damit startet die neue Reihe "Musik-Kino" des Festivals. Sie zeigt vor, zwischen und nach den Live-Performances Kurzfilme und Videos, in denen die zeitgenössische Musik eine wesentliche Rolle spielt.
Am ersten Festivalabend haben Tango-Begeisterte und Nachtschwärmer auch noch Gelegenheit für eine Milonga mitten im Berliner Hauptbahnhof. Bei der "Contemporary Tangonight" ab 21:00 Uhr können sich Tangopaare selbst davon überzeugen, wie man auch nach zeitgenössischer Musik Tango tanzen kann. Live dabei die Bandoneonisten Judith Brandenburg und Christian Gerber, ein Streichquartett und das Showtanzpaar Susanne & Rafael. Die Klang-Körper-Skulpturen der Produktion "Hybrida" werden mit ihren hunderten von Kastagnetten bei einigen Reisenden sicherlich für Irritation sorgen (25. August).
Das Spektrum der Formationen, die im Hauptbahnhof zeitgenössisches Repertoire präsentieren, reicht von Soloperformances bis zu ganzen Ensembles. Dass die Grenzen zwischen Neuer Musik und anderen musikalischen Genres mitunter fließend sind, zeigt die Einbeziehung von Künstlern aus den Bereichen Echtzeitmusik, Jazz oder Elektronischer Musik.
Die beiden letzten Festival-Tage stehen mit zahlreichen Aufführungen ganz im Zeichen Europas. Mehrere Etüden, die einen ersten Einblick in die aktuelle künstlerische Auseinandersetzung mit dem antiken Gründungsmythos gewähren, sind Vorstudien für das große Europa-Projekt der Zeitgenössischen Oper Berlin, welches im nächsten Jahr zur Uraufführung kommen wird.
(wa)