Dmitri Schostakowitsch Violinkonzert Nr. 1

01. August 2014 - 08:01 Uhr

Sonntag, 03. August 2014 / 18:30 – 19:15 Uhr
ARTE

Konzert (Deutschland 2013, Erstausstrahlung) Sein erstes Violinkonzert komponierte Dmitri Schostakowitsch 1948. Noch bevor es zur Aufführung kam, rechnete die Partei öffentlich mit ihm ab. Seine Musik sei volksfremd und formalistisch. Es war undenkbar, in der Hochzeit der stalinistischen Propaganda das Werk zu veröffentlichen. Schließlich galten Konzerte und Symphonien als dekadent. Erst 1955 erlebte das Violinkonzert seine Uraufführung in Leningrad, Solist war David Oistrach.

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Deutsche Kammerphilharmonie Bremen

Das Konzert mit Viktoria Mullova und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen unter Paavo Järvi wurde im Dezember 2013 aufgezeichnet. "Ich glaube, seine Musik hat sehr viel mit dem sowjetischen Alltag zu tun", meint Järvi über Schostakowitschs erstes Violinkonzert. "Es musste so aussehen, als wäre es fröhliche Musik. Aber wenn man genau hinhört – hört man den Terror. Man kann dann fühlen, wie die Menschen damals versuchten, fröhlich auszusehen, damit sie nicht auffielen." Das könne man auch als Leitsatz nehmen, von Anfang an sei da eine Schwere, etwas Depressives, sagt der Dirigent.

Viktoria Mullova empfindet ebenfalls eine große Affinität zum ersten Violinkonzert von Schostakowitsch, ein musikalisches Meisterwerk und persönliches Bekenntnis – allen Repressionen durch das kommunistische Regime zum Trotz. "Terror und Schmerz. Viel Schmerz", höre man in der Musik von einem der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. "Ich erinnere mich noch sehr gut. Damals, am Ende der Sowjet-Ära, bin ich geflohen. Ich weiß noch, wie ich immer so getan habe, als sei ich glücklich. Sehr gut scheinbar. Die Leute haben mir wirklich geglaubt", berichtet die Violinistin.

Viktoria Mullova setzte sowohl durch ihre Bach-Interpretation Maßstäbe wie auch durch ihr Engagement für zeitgenössische Musik. Ob Barock, Fusion oder Experimentelles, immer spiegelt ihr Vortrag eine tiefe persönliche Auseinandersetzung mit dem Werk wider. Hier liegen eine große Nähe zum Selbstverständnis der Orchestermusiker der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und die Basis für die enge musikalische Freundschaft zu der gefragten Solistin, von der beide Seiten gleichermaßen profitieren.

(pt/wa)

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