Die Weltklasse-Geigerin Anne-Sophie Mutter interessiert sich sehr für Neurologie. "Hätte ich nicht die Musik zu meinem Beruf gemacht, wäre ich vielleicht Ärztin geworden", verriet sie in einem Gespräch am Donnerstag im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann. Anlass war die Präsentation einer CD-Box zu ihrem 35-jährigen Bühnenjubiläum. Ihre internationale Karriere begann mit 13 Jahren und einem Soloabend bei den Luzerner Festspielen. Danach wurde Anne-Sophie Mutter von Herbert von Karajan zu den Salzburger Pfingstkonzerten eingeladen.
Von dem ersten Geld, das sie als Konzertgage verdiente, hat sie sich "lediglich ein ferngesteuertes Auto gekauft. Der Rest wurde für ein gutes Instrument gespart", sagte die Geigerin. Heute besitzt sie zwei wertvolle Stradivaris. Prägend für ihr Violinspiel nannte Anne-Sophie Mutter ihre Lehrerin Aida Stucki. "Sie war Schülerin von Carl Flesch, einem der großen Pädagogen des vorigen Jahrhunderts. Er hat sich intensiv mit Klangfarben auseinandersetzt, auch schriftlich." Beim Interpretieren von Musik gehe es nicht nur darum, "technisch von A nach B zu kommen". Man müsse auch bereit sein, Risiken einzugehen.
Mit der Geige auf der Bühne zu stehen verglich Anne-Sophie Mutter mit Tennisspielen. "Es geht immer darum, eigene Barrieren zu überwinden, um in den 'Flow' zu kommen." Jedes Konzert sei für sie eine neue Herausforderung. Zufrieden ist sie bis eine halbe Stunde nach einem Auftritt. "Aber dann werde ich wieder der Kürbis", sagte sie, weil am nächsten Abend ein neues Konzert ansteht.
Es frustriert sie, wenn sie mal etwas nicht schnell genug lernt. "Denn meistens geht es eben schnell bei mir." Deshalb mag sie Neue Musik: "weil sie ein Garant für Frust ist. Das hilft mir, wieder auf den Boden zu kommen." Auf die Frage, wie sie ständig so ein großes Repertoire abrufbereit hält, antwortete die Geigerin, dass sie ständig neue Werke lernt. "Je größer das Interesse an der Musik und die Liebe dazu ist, desto leichter fällt es, die dafür nötige Arbeit zu leisten."
Konzert in der Berliner Philharmonie
Am kommenden Mittwoch ist Anne-Sophie Mutter zu Gast bei Harald Schmidt in seiner neuen Show bei Sat.1. Da wird sie auch wieder mit ihm zusammen musizieren. "Ich glaube, er übt schon fleißig." Bereits am Sonntag spielt sie mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra unter Manfred Honeck beim musikfest berlin "Gesungene Zeit" von Wolfgang Rihm (11. September 2011, 20:00 Uhr). Auf dem Programm in der Philharmonie stehen zudem das Vorspiel zum 1. Akt von Richard Wagners "Lohengrin" und die 5. Symphonie von Gustav Mahler.
Der zweite Teil des Konzerts wird ab 20:45 Uhr von ArteLiveWeb und auf der Website des Pittsburgh Symphony Orchestra live übertragen und dort verfügbar bleiben. Das Ensemble und Dirigent Manfred Honeck widmen das Konzert den Opfern des 11. September. In einer Erklärung heißt es: "Der 10. Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 ist weltweit von großer Bedeutung. Für die Menschen in Pittsburgh und West-Pennsylvania haben sie einen ganz besonderen Stellenwert: Eines der vier Flugzeuge stürzte nach Eingreifen der Passagiere an Bord in einem Feld in der Nähe von Pittsburgh ab. Diese mutigen Menschen gaben ihr Leben, um das Leben anderer zu schützen. Ihnen und allen Opfern des 11. September widmet das Pittsburgh Symphony Orchestra dieses weltweite Streaming von Mahlers Symphonie Nr. 5 aus der Berliner Philharmonie."
(wa)
http://www.musikfest-berlin.de
http://liveweb.arte.tv/de/video/PSO_Mahler
http://www.pittsburghsymphony.org/berlin