Hamburg/Berlin (mh) – Mit einem Konzert des NDR-Sinfonieorchesters unter der Leitung von Thomas Hengelbrock ist am Freitag das "Dvořák-Experiment" der ARD zu Ende gegangen. Das Musikvermittlungsprojekt sollte bei Schülern Lust auf klassische Musik wecken. Seit Februar hatten sich nach ARD-Angaben Kinder und Jugendliche aus 363 Schulen mit dem Komponisten Antonín Dvořák und seiner 9. Sinfonie "Aus der Neuen Welt" beschäftigt. Lediglich die ARD-Jugendwellen beteiligten sich kaum an der Aktion.
Rund 320 Schüler lauschten der Musik im Rolf-Liebermann-Studio des NDR in Hamburg. Bundesweit verfolgten mehr als 22.000 Schüler die Übertragung des Konzerts in den Kulturradios der ARD und als Video-Livestream auf ARTE Concert. Zwischen den Sätzen der Sinfonie sprach Dirigent Hengelbrock über Dvořák im Besonderen und klassische Musik im Allgemeinen. So erklärte er, dass der Frack, den viele Orchestermusiker tragen, ihnen die nötige Bewegungsfreiheit ermöglicht.
In kurzen Filmberichten wurden Beispiele der Aktivitäten rund um das "Experiment" gezeigt. So bildeten Mitglieder hessischer Schulorchester zusammen mit Musikern des hr-Sinfonieorchesters ein 250-köpfiges "Super Dvořák-Orchester". Live zugeschaltet wurden unter anderem das größte Panflötenorchester Europas, in dem 400 Berliner Schüler Ausschnitte aus der Dvořák-Sinfonie spielten, und die " Dvořák-Lounge" in Köln mit Musikern der WDR-Bigband.
Die zahlreiche Beteiligung von Schülern aus ganz Deutschland zeige, "dass ein ARD-Projekt wie das Dvořák-Experiment' ein guter Weg ist, Kindern und Jugendlichen das Besondere der klassischen Musik nahezubringen", sagte Joachim Knuth, Hörfunk-Programmdirektor des NDR, der die Federführung innehatte. Auch der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor sprach von einem vollen Erfolg des vom Deutschen Musikrat unterstützten Projekts: "Junge Menschen und klassische Musik – hier ist die ARD in ihrer ganzen Vielfalt gern als Vermittler aufgetreten."
Die Jugendwellen der ARD hielten sich bei der Aktion für ihre Zielgruppe weitgehend zurück. In sechs der neun Programme war kein Platz für Jugendliche, die sich mit klassischer Musik beschäftigen. Das ergab eine Umfrage des Nachrichtenmagazins musik heute. Bei 1Live vom WDR wurde in Promos nur "auf die Aktion und die Beteiligungsmöglichkeiten hingewiesen". Die übrigen Jugendkanäle erwähnten das Projekt höchstens mit einem Link auf ihrer Webseite, Puls (BR) nicht einmal das.
Ausführlich berichtete hingegen N-JOY über die kreativen Mitmach-Aktionen im Sendegebiet des NDR. Unter anderem telefonierten die Moderatoren mit Schulen und interviewten den Dirigenten Thomas Hengelbrock. Selbst die "Comedy-Beauftragte Sergeant Onken" von der "N-JOY Pisa-Polizei" sprach Jugendliche auf Dvořák und klassische Musik an. So war es für N-JOY auch "selbstverständlich", sich in die Live-Übertragung des Konzerts einzublenden "und direkt im Anschluss Stimmen der beteiligten Schüler" einzufangen. Auch "Unser Ding" vom SR widmete sich in allen Programmteilen der klassischen Musik, und auf Bremen Vier gab es mehrere längere Beiträge.
Künftig soll es das Musikvermittlungs-Projekt der ARD einmal jährlich geben, dann in wechselnder Verantwortung der Landesrundfunkanstalten. 2015 übernimmt der Bayerische Rundfunk die Federführung.
(wa)
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