ECHO Klassik-Verleihung – Bunte Gala und spannendes Konzert

28. Oktober 2014 - 15:43 Uhr

München (mh) – Ein anderer Ort, das gleiche Spiel: Nach drei Jahren im Konzerthaus Berlin wurde der Echo Klassik dieses Jahr in der Münchner Philharmonie im Gasteig verliehen. Dabei traten am Sonntag wie gewohnt knapp zehn der 48 ausgezeichneten Musiker und Ensembles auf. In bunt flackernder Diskothekenbeleuchtung spielte jeder ein kurzes Stück aus seinem Repertoire und bekam den Preis überreicht. Den übrigen Gewinnern wurden ihre Trophäen nach der Gala in die Hand gedrückt.

Felix Klieser und Claus Kleber

Felix Klieser und Claus Kleber

Anna Netrebko als "Sängerin des Jahres" oder David Garrett für den "Bestseller des Jahres" – für viele Künstler war es nicht der erste Echo. Anne-Sophie Mutter etwa bekam den Preis bei seiner 21. Verleihung zum neunten Mal. So widmete die Geigerin ihre Auszeichnung ("Konzerteinspielung des Jahres") den Menschen, die ihre Zeit, ihr Wissen und ihre Gesundheit für Andere aufopferten.

Der Kabarettist und Laudator Hans-Joachim Heist äußerte Respekt und Verwunderung, woher der 27-jährige Pianist Igor Levit ("Solistische Einspielung des Jahres") "die mehr als zehn Finger nahm, die da über die Tasten flogen und wieso kein einziger am Ende verknotet war". Auch sein Alter Ego Gernot Hassknecht outete sich als begeisterter Konzertbesucher, der die besonderen Momente genießt, wenn das Publikum "in gespanntester Erwartung jeden Ton aufsaugt, den Atem anhält und dann … klingelt ein Handy aus der ersten Reihe mit der Pippi-Landstrumpf-Melodie! Gesungen von Andrea Nahles!"

Die Highlights der Veranstaltung waren der jüngste und der älteste Preisträger. Felix Klieser wurde als Nachwuchskünstler des Jahres ausgezeichnet und erhielt vom Publikum stehende Ovationen. "Ich bin auch nur ein Hornist", sagte der 23-Jährige, der ohne Arme geboren wurde. Besonders freue er sich, dass durch den Preis sein Instrument, das er mit den Zehen spielt, in den Mittelpunkt gerückt werde. Direkt anschließend wurde der Dirigent Nikolaus Harnoncourt für sein Lebenswerk geehrt. Dabei fühle er sich erst in der Mitte desselben, sagte der 84-Jährige. Musik sei eine Sprache, die Jeder erlernen kann, ergänzte er.

Ansonsten blieb die Nachwuchsförderung, die der den Echo Klassik verleihende Bundesverband Musikindustrie (BVMI) stets betont, in der vom ZDF produzierten Gala einmal mehr Randerscheinung. In ihrer Laudatio auf Nikolaus Harnoncourt mahnte die Schauspielerin Senta Berger mit den Worten des Dirigenten: "Wenn unser ganzes Bildungswesen ausgerichtet ist auf Funktionieren, auf das Rationale, das Materielle, wenn kein Platz mehr da ist für das Fantastische, für das Irrationale, dann bedeutet das die Zerstörung des Menschlichen und unserer Lebenswerte."

Der Vorecho – Ergänzung und Alternative

Mehr als nur eine Ergänzung war der Vorecho am Samstag in der Münchner Hochschule für Musik und Theater. Das Konzert bot genauso vielen Preisträgern eine Bühne wie die Echo-Gala. Hier konnten die Musiker jedoch bis zu drei unterschiedliche Stücke oder komplette Werke präsentieren, fachkundig und humorvoll moderiert von dem Produzenten Werner Dabringhaus (MDG).

Tianwa Yang

Tianwa Yang

So spielten "Bassiona Amorosa" ("Klassik-ohne-Grenzen-Preis") den "Hummelflug" von Rimski-Korsakow mit vier Kontrabässen und Klavier, ehe sie eine Komposition ihres Ensemblemitglieds Giorgi Makhoshvili uraufführten. Das fabergé-quintett brachte das von ihnen wiederentdeckte Streichquintett Nr. 3 D-Dur von Adolphe Blanc (1828-1885) zu Gehör. Dessen Aufnahme brachte den Mitgliedern des NDR Sinfonieorchesters einen Echo in der Kategorie "Kammermusikeinspielung des Jahres (Musik 19. Jh.)/Streicher" ein.

Mit einer Violinsonate von Eugène Ysaÿe sowie einem Ausschnitt aus Wolfgang Rihms "Phantom und Eskapade" begeisterte die "Nachwuchskünstlerin des Jahres", Tianwa Yang aus China. Zudem interpretierte ihre Landsmännin Jin Ju, Echo-Preisträgerin von 2012, Variationen zu Pierre Rodes "La Ricordanza" von Carl Czerny (1791-1857), den die meisten Klavierschüler durch seine Etüden kennen. Die Benefizveranstaltung zugunsten der Stipendiatenstiftung der Hochschule wurde bei Klassik.TV im Livestream übertragen und soll in Kürze als Abruf-Video zur Verfügung stehen.

Dem Konzert vorangegangen war ein Branchentreff mit Vertretern von Labels, Redakteuren verschiedener Fachmedien und einigen der Echo-Klassik-Preisträger. Auf Einladung von Klassik.TV, musik heute, RONDO, CLASS und Kruger Media diskutierten sie über neue Wege, das Interesse an klassischer Musik weiter zu steigern. Das Pre-Gathering habe den Rahmen geschaffen, "gemeinsam die Klassik voran zu bringen, statt sich dieser Aufgabe als Einzelkämpfer zu stellen", sagte RONDO-Chefredakteur Carsten Hinrichs. Mit diesem Ansatz solle die Veranstaltung im nächsten Jahr erneut stattfinden, ergänzte Michael Frohoff von Kruger Media.

(Von Wieland Aschinger)

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http://www.echoklassik.de
https://www.klassik.tv/live/vorecho-2014.html

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