Zauberhafte "Alcina": Umjubelter Auftakt der Karlsruher Händel-Festspiele

17. Februar 2018 - 13:05 Uhr

Karlsruhe – Wenn sich der weiße Vorhang hebt, blickt das Publikum auf eine leere, von weißen Wänden umrahmte Bühne; im Hintergrund dicke, weiße Schnüre, die von der Bühnendecke baumeln. Eigentlich erwartet man, wie von Händel vorgeschrieben, eine Zauberinsel, das Reich der mächtigen Zauberin Alcina, herrliche Landschaften, Felsen und wilde Tiere. Das Ausstattungsteam, "Mac Moc Design" (Emily MacDonald und Cameron Mock), setzt ganz auf Abstraktion und eröffnet so den Zuschauern eine Zauberwelt der Fantasie, inspiriert von Händels genialer Musik.

"Alcina"

"Alcina"

Mit Georg Friedrich Händels spätem Meisterwerk "Alcina" eröffneten 1978 die ersten Händel-Tage am Badischen Staatstheater, die als Internationale Händel-Festspiele inzwischen vier Jahrzehnte auf dem Buckel haben und Liebhaber der Barockmusik aus der ganzen Welt einmal im Jahr nach Karlsruhe ziehen. James Darrah, der junge US-amerikanische Regisseur, hat schon eine ganze Reihe von Händel-Opern erfolgreich inszeniert. "Alcina" ist sein Deutschland-Debüt. Seine Karlsruher Inszenierung blickt hinter die Kulissen des barocken Ausstattungs-Stücks. Und da entdeckt er eine Fülle von psychologischen Verwicklungen.

Darrahs "Alcina" wird so zu einem musikalischen Kammerspiel. Immer wieder kommt es zu erotischen Verwechslungen, Intrigen, Eifersüchteleien und Machtspielchen. Darrah setzt auf eine ausgefeilte Personenführung. Da stehen keine schematischen Typen auf der Opernbühne, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Und so kann sich auch Händels inspirierte Musik entfalten, der es gelingt, jede Person überzeugend zu charakterisieren, jeder Gemütslage, von Eifersucht über Wut bis zu tief empfundener Liebe, musikalischen Ausdruck zu verleihen.

Und dafür sorgen nicht zuletzt die Deutschen Händel-Solisten, das hauseigene Spezialensemble. Unter der Leitung des Barockspezialisten Andreas Spering musizieren sie auf Originalinstrumenten. Über die Jahre ist das international besetzte Ensemble aus profilierten Musikern der Originalklang-Szene zu einem der führenden europäischen Barockorchestern gereift. Die Partitur von "Alcina" gibt den Musikern die Gelegenheit, auch solistisch zu glänzen. Und Solovioline, Cello, Piccoloflöte, Oboe und Hörner nutzen das zu brillanten instrumentalen Kabinettstückchen.

Auch die Sängerinnen und Sänger agieren auf Festspielniveau. Layla Claire ist in der Titelrolle ein echter lyrischer Koloratursopran. Ihr gelingen dramatische Wutausbrüche ebenso wie einschmeichelnde gefühlvolle Kantilenen. Der junge australische Countertenor David Hansen gehört inzwischen zur Champions League der Barockspezialisten. Er singt den verführt-verzauberten Ritter Ruggiero mit frappierender Geläufigkeit und Kraft selbst in den höchsten Lagen. Am Schluss gibt es einhelligen, langanhaltenden Jubel für alle Beteiligten.

(Von Martin Roeber, dpa/MH)

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