Sonntag, 11. November 2012 / 09:45 – 10:30 Uhr
SWR-Fernsehen
In dieser Folge von "oper kompakt" führen die Moderatoren Anja Höfer und Rainer M. Jilg entlang der wichtigsten Stationen der Handlung des "Dramma per musica Telemaco ossia L’isola di Circe". Sie erklären die Inszenierung von Tobias Kratzer und bieten Hintergrundinformationen über den Komponisten Christoph Willibald Gluck (1714-1787). Die Sendereihe "oper kompakt" präsentiert bedeutende Werke der Oper in 45 Minuten mit Ausschnitten einer aktuellen Inszenierung.
Christoph Willibald Ritter von Gluck, so der volle Name des zur Revolution der Oper entschlossenen Komponisten, griff sich von der bis dato populären französischen und italienischen Oper das Beste heraus. "Orpheus und Eurydike" sollte der Beleg für die neue Oper aus seiner Feder werden. Nicht zufällig stellt sich der ab 1752 in Wien angestellte kaiserliche Hofkomponist mit der Wahl dieses Stoffes in die Nachfolge des "Erfinders der Oper", Claudio Monteverdi. Im Gegensatz zu Scarlattis "Telemaco" von 1718 ist Glucks fast 40 Jahre später geschriebene Version dieser Geschichte heute aus dem Blickfeld verschwunden.
Das Theater Basel und die Schwetzinger SWR Festspiele feierten mit ihrer Produktion von Glucks "Telemaco ossia L’isola di Circe" im Sommer 2011 eine wahre Wiederentdeckung. In der österreichischen Hauptstadt erlebte "Telemaco" im Januar 1765 seine Uraufführung. Anlässlich der Hochzeit des zukünftigen Regenten Joseph II. und der Prinzessin Maria Josepha von Bayern in Auftrag gegeben, sah das Dramma per musica danach jedoch keine Bühne mehr. Die Komposition fällt zwischen zwei Reformopern Glucks, "Orpheus" (1762) und "Alceste" (1767), und wird mit Recht das bedeutendste Werk dieser Binnenzeit genannt.
"Telemaco" entspinnt sich um die mythische Figur des Telemachos und verarbeitet mit einer Episode der Odysseusreise Elemente der Homerischen Epik. Die Suche des Sohnes Telemachos nach seinem Vater Odysseus wird bei Gluck in die Zauberwelt der Circe, auf deren Insel beide landen, transplantiert und in einem Verwirrspiel um eine Liebesgeschichte angereichert. Der Komponist wählt somit nicht nur eine Spielstätte, in der er die Reize der Zauberoper entfalten kann, sondern spinnt ebenfalls eine Parallele zu den Protagonisten der Hochzeit, Joseph und Maria Josepha, die in den Helden Telemachos und Asteria ihre Spiegelbilder entdecken konnten.
(pt/wa)